Der Boom von E-Zigaretten, besonders von Einweg-E-Zigaretten (Vapes), hat in Europa teils kontroverse Debatten über Gesundheitsrisiken und Umweltauswirkungen ausgelöst. Während diese Produkte bei Jugendlichen wegen ihrer Zugänglichkeit und Geschmacksvielfalt beliebt sind, wächst die Besorgnis über ihre negativen Folgen für Gesundheit und Entsorgung. Die Debatte um E-Zigaretten verdeutlicht den Konflikt zwischen Konsumtrends und Umweltschutz.
Ein Boom mit Folgen
Einweg-E-Zigaretten bestehen aus Kunststoffen, Metallen und Batterien, die in ihrer Zusammensetzung das Recycling komplex und teuer machen. In Deutschland, das neben hiesiger Produktion jeden Monat mehrere Millionen Einweg-E-Zigaretten importiert, gibt es wie in anderen EU-Ländern auch spezifische Entsorgungsvorschriften für elektronische Geräte, die auch für E-Zigaretten gelten.
Trotzdem landen viele E-Zigaretten in der heimischen Tonne, besonders die kostengünstigeren Einwegprodukte. Umweltprobleme ziehen sich durch den gesamten Lebenszyklus der Vapes:
Auf REMONDIS AKTUELL sind bereits mehrere Artikel zu dem Thema erschienen, zur Warnung vor Einweg-E-Zigaretten und zu einem möglichen Verbot der Vapes.
Produktion:
Sie verbraucht bereits große Mengen an Ressourcen, führt zu Umweltschäden durch den Abbau kritischer Rohstoffe und verursacht hohe Treibhausgasemissionen.
Abfall:
In Deutschland werden schätzungsweise mehr als 5 Millionen Einweg-E-Zigaretten pro Woche konsumiert, was zu einem unnötigen Verbrauch von Ressourcen führt.
Gefährliche Inhaltsstoffe:
Die unsachgemäße Entsorgung der batteriehaltigen Geräte stellt ein enormes Risiko für die Umwelt dar. Die enthaltenen Stoffe und Materialien, wie Lithium, Cadmium und Blei, können schädlich sein, wenn sie in die Umwelt gelangen und hier Böden und Gewässer verschmutzen.
Brandgefahr:
Einweg-E-Zigaretten sind oft Ursache für Brände in Abfallbehältern, Sammelfahrzeugen und Abfallbehandlungsanlagen und auch in Haushalten. Diese Brände verursachen nicht nur Gefahren, sondern auch zusätzliche Umweltbelastungen.
Einweg-E-Zigaretten bestehen aus Kunststoffen, Metallen und Batterien, die in ihrer Zusammensetzung das Recycling komplex und teuer machen.
Es brennt!
Der Anteil von Lithium-Ionen-Batterien auf den Batterie- und Elektromärkten steigt und mit ihm steigen die Brandrisiken in der Recyclingbranche ganz erheblich. Die Folge von Fehlwürfen und unsachgemäßer Erfassung, besonders durch Geräte mit kleinen Batterien, wie in Vapes: nahezu alltägliche Brände und erhebliche Sachschäden an Abfallsammelfahrzeugen und in Sortier- und Behandlungsanlagen.
Vom Elektroschrott über Gewerbeabfälle bis hin zu Altpapier und Leichtverpackungen sind fast alle Fraktionen des Siedlungsabfalls von der Brandgefahr betroffen. Experten gehen davon aus, dass sich das Problem in den nächsten Jahren durch weiter steigende Verkaufszahlen von Kleingeräten mit Lithium-Ionen-Batterien verschlimmern wird.
Verbot…
Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Bundesärztekammer, Deutsches Kinderhilfswerk e.V. und Deutsches Krebsforschungszentrum, Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und Verband der kommunalen Unternehmen e.V. (VKU) und auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) machen sich angesichts der Gesundheits- und der Brand- und Umweltgefahren für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten stark. Eine Verbotsregelung könne im derzeit in der Überarbeitung befindlichen Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) schnell verankert werden, betonten die Organisationen im Juli gemeinsam.
… oder Pfand?
In diesem Gesetz ließe sich auch eine Alternative zum Verbot von Einweg-E-Zigaretten implementieren: ein Pfandsystem, wie es das niedersächsische Umweltministerium im vergangenen Jahr vorschlug.
Ein Pfand könne zugleich den Absatz der Produkte verringern, sofern es in ausreichender Höhe erhoben werde. Der Pfandbetrag solle so gewählt werden, dass damit kein nennenswerter Preisvorteil von Einweg-E-Zigaretten gegenüber wiederverwendbaren E-Zigaretten mehr bestehe. Ein weiterer Effekt: Der durch immer mehr Vapes hervorgerufenen Ressourcenverbrauch und die deutlich gestiegene Brandgefahr könnten erheblich verringert werden.
Forderungen nach einem Pfand auf Batterien mit höherer Voltzahl als den in Einweg-E-Zigaretten verbauten gibt es bereits seit einigen Jahren. Branchenverbände wollen Verbraucher damit stärker motivieren, ihre Altbatterien zurückzugeben. Bestätigt sieht man sich zum Beispiel durch den Abschlussbericht eines Sachverständigengutachtens zur Prüfung der Einführung einer Pfandpflicht für lithiumhaltige Batterien, das im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt wurde.
Welchen Weg der Gesetzgeber auch geht: Angesichts der Gesundheitsgefahren und durch die öffentlichkeitswirksamen Brandereignisse bleibt das Thema Einweg-E-Zigaretten auf der Tagesordnung. Fortsetzung folgt also.
Vapes – vor allem bei Jüngeren beliebt
Bislang sind die gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten noch nicht vollständig erforscht. Studien zeigen, dass sie weniger schädlich sein könnten als traditionelle Zigaretten, weil sie keine Teer- und Kohlenmonoxid-Emissionen verursachen. Dennoch enthalten E-Zigaretten Nikotin, das gesundheitliche Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenschäden verursachen kann.
Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der enthaltenen Chemikalien und deren Auswirkungen auf die Atemwege. Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) warnen deshalb vor den Risiken des Dampfens.
Laut Drogenaffinitätsstudie 2023 der BZgA haben 17 Prozent der 12- bis 17-Jährigen bereits Einweg-E-Zigaretten probiert, was sie zum am häufigsten probierten Nikotinprodukt unter Jugendlichen macht.
6,7 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen dampfen demnach aktuell Einweg-E-Zigaretten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte jüngst sogar die herstellenden Unternehmen beschuldigt, Kinder mit Tricks so jung wie möglich süchtig machen zu wollen. E-Zigaretten würden in bunten Farben und mit beliebten Comicfiguren fast wie Spielzeug vermarktet. Unter den 16.000 Geschmacksrichtungen seien solche wie Kaugummi, Bonbon oder Vanilleeis, die eindeutig auf Kinder zielten, kritisierte die WHO.
In einer Bewertung des niedersächsischen Verbraucherschutzministeriums heißt es, dass Einweg-E-Zigaretten in Deutschland ab circa sieben Euro gekauft werden könnten – für Jugendliche seien sie deshalb erschwinglicher als wiederbefüllbare E-Zigaretten. Sie seien einfach zu gebrauchen und verfügten in der Regel nicht über eine Kindersicherung, obwohl dies rechtlich vorgeschrieben sei. Man könne sie an Kiosken, Supermärkten und Tankstellen kaufen, also an leicht zugänglichen Orten.
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