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1. Juni 2018

Weit und breit kein Monopol

Der Statusbericht der Kreislaufwirtschaft zeigt Gegenwart und Zukunft einer vielschichtigen Branche

Verwertung statt Entsorgung

Längst vergessen ist in der Branche das bloße Sammeln und Transportieren von Abfällen. Heute bedeutet „wirtschaften im Kreis“ stoffliche und energetische Verwertung. Aktuelle sowie zukünftige Leistungen und Ziele wurden mit dem jährlichen „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft“ im Rahmen einer von den Instituten Prognos und INFA im Auftrag der neun größten privaten sowie kommunalen Branchenverbände erstellten Studie dargestellt. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von Prof. Dr. Martin Faulstich vom Institut für die Zukunft der Industriegesellschaft INZIN. Der Status quo zeigt, dass die deutsche Branche durch ein kontinuierliches Wachstum sowie technologisch hochwertige Recyclinginfrastrukturen gekennzeichnet ist. Dies zeigt auch die führende, aber ausbaufähige Stellung beim Einsatz von Rezyklaten. Genug Raum zur Optimierung besteht allemal – denn nur 14 Prozent des Rohstoffbedarfs werden durch Recycling gedeckt.

Umfassende Infrastruktur

Mit seinem breiten Produkt- und Dienstleistungsspektrum kann der deutsche Sektor jedoch schon heute Lösungen für aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen bereitstellen. Jährlich werden rund 400 Millionen Tonnen Reststoffe in Deutschland gesammelt, sortiert und verwertet. Der größte Teil besteht aus Bau- und Abbruchabfällen, gefolgt von Abfällen mit industrieller oder gewerblicher Herkunft sowie Siedlungsabfällen. Für den Umgang mit dieser Menge sorgt eine umfassende Infrastruktur mit landesweit 15.800 Anlagen sowie 10.800 kommunalen und privaten Unternehmen.

Lesen Sie zu den Aktivitäten der Branche mehr im Artikel zum Kreislaufwirtschaftspaket der EU.

Dabei erscheint REMONDIS nur als einer von vielen Marktteilnehmern und bei weitem nicht der größte. Das beweist die Übernahme von Tönsmeier, fünftgrößter deutscher Recycler, durch Europas größten Handelskonzern, die Schwarz-Gruppe. Als neuer Marktteilnehmer erwirtschaftet die Schwarz-Tochter Green Cycle einen Jahresumsatz von 96,7 Milliarden Euro (2017), was das dreizehnfache Umsatzvolumen von REMONDIS ausmacht, und beschäftigt 145.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit baut der Konzern sein Recyclinggeschäft deutlich aus und beschäftigt bereits jetzt etwa halb so viele Menschen wie die gesamte deutsche Branche. Die ebenfalls zur Schwarz-Gruppe gehörende Online-Plattform für Gewerbekunden Pre Zero verbreitert und dynamisiert den Markt zusätzlich. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass es im Markt für Kreislaufwirtschaft keinerlei Zugangsbeschränkungen, geschweige denn irgendwelche Monopole gibt. Einzig und alleine die kommunalen und damit staatlichen Betriebe nehmen rund 50 Prozent des Gesamtmarktes für sich in Anspruch.

Größer, besser, weiter

Mit ihren Aktivitäten generiert die Branche einen jährlichen Umsatz von 76 Milliarden Euro und bietet zudem über 290.000 Erwerbstätigen einen sicheren Arbeitsplatz. Davon entfallen auf REMONDIS und seine Tochtergesellschaften mit 7,4 Milliarden Euro Umsatzvolumen und knapp 33.000 Beschäftigten lediglich knapp zehn Prozent des Gesamtmarktes. Rein auf den deutschen Markt bezogen, also ohne internationale Umsätze, liegt der Marktanteil von REMONDIS sogar nur bei 5,5 %. Umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Tätigkeitsfelder zeichnen die Branche aus. Die Stärke sowie der technologische Vorsprung der deutschen Kreislaufwirtschaft begründet sich durch die gesellschaft­liche Werthaltung sowie eine Gesetzgebung, die stets neue Qualitätsziele setzt. Die frühe technologische Innovation in Deutschland leistet einen entscheidenden Beitrag – sowohl für die Weiterentwicklung der Anlagentechnik als auch für die Exportquote: Das Exportvolumen allein für den Teilmarkt „Technik für die Abfallwirtschaft“ beläuft sich auf 4,3 Milliarden Euro. Relevante Zielmärkte sind die Vereinigten Staaten sowie China und Frankreich.

Auch bei angemeldeten Patenten liegt Deutschland weltweit vorne: auf Platz vier. In diesem Fall machen sich jedoch zunehmend Konkurrenten aus China, den USA und Japan bemerkbar, die von den deutschen Exporten lernen und ihr Know-how erweitern. Der Einstieg chinesischer Investoren bei der Scholz-Gruppe (1,42 Milliarden Euro Umsatz), bei EEW (541 Millionen Euro Umsatz) und Alba (1,28 Milliarden Euro Umsatz) innerhalb der letzten zwei Jahre bestätigen diesen Trend.

Ressourcenverbrauch schonen – Recycling stärken – Klima schützen

Der Statusbericht skizziert zudem drei Ziele: An erster Stelle steht dabei die Schonung natürlicher Ressourcen zum Schutz von Umwelt und Klima. Besonders im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung ist unverzügliches Handeln gefragt. Denn bis zum Jahr 2050 werden etwa 9,7 Milliarden Menschen auf der Welt leben. Analog zur Bevölkerungs- und Konsumentwicklung steigt der Ressourcenverbrauch pro Kopf an: Im Jahr 2030 wird die Menschheit etwa zwei Planeten Erde brauchen, um ihre Bedürfnisse zu decken, nach deutschem Lebensstandard sogar drei Planeten.

Demnach rückt auch der Weltüberlastungstag stetig näher in Richtung Jahresanfang. Dieses Jahr fiel er bereits auf den 1. August. Die Schaffung einer lebenswerten Umwelt wird dabei durch zwei Faktoren konterkariert: Zum einen kompensiert der sogenannte Rebound-Effekt fast gänzlich sämtliche Effizienzfortschritte. Zum anderen spiegeln derzeitige Rohstoffpreise, die seit dem Jahr 2000 steigen, nicht die drohende Rohstoffknappheit wider. Ein entscheidender Anreiz zur Schonung von Primärressourcen geht dadurch verloren.

Seit dem 1. August lebt die Welt auf Pump. An diesem Tag ist Earth-Overshoot-Day.

Recyclinginitiative im Dreiklang

Die Herausgeber des Kreislaufwirtschaftsberichts und REMONDIS sind sich einig: Mit bloßer Ressourcenschonung ist es nicht getan. Die Kreislaufführung muss entscheidend gestärkt und eine nationale Rohstoffstrategie muss erarbeitet sowie gelebt werden.

Damit einher gehen das verstärkte Recyceln von Reststoffen sowie eine nachhaltige Produktionsweise von Gütern durch erhöhten Rezyklateinsatz. Nur so und nur mit entsprechenden politischen Regulierungen kann die Kreislaufwirtschaft CO2-Emissionen senken – das dritte und letzte übergeordnete Ziel. Mit Schließung der Deponien sowie gesteigerter Energieeffizienz konnten bereits entscheidende Erfolge erzielt werden. Zwischen 1990 und 2015 sind die CO2-­Äquivalente um 67 Prozent gesunken – von 38 Millionen Tonnen auf zwölf Millionen Tonnen. An diesen Erfolg sollte angeknüpft werden. Mit einer technischen und organisatorischen Optimierung der Kreislaufwirtschaft hin zu einer Circular Economy – wie sie von REMONDIS bereits gelebt wird.

Zukunft „made in Germany”

Zu den Teilnehmern gehörten BDI-Präsident Prof. Dieter Kempf, Peter Altmaier als Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Executive Chairman und Founder von Ivanhoe Mines Ltd. Robert Friedland sowie REMONDIS-Geschäftsführer Herwart Wilms und BDE-Präsident Peter Kurth. Verschiedene Themenschwerpunkte beleuchteten die zentralen deutschen Herausforderungen hinsichtlich der Rohstoffverfügbarkeit.

Herwart Wilms und Peter Kurth nahmen an einem Panel zu den Potenzialen der Kreislaufwirtschaft teil und betonten die ökonomische Bedeutung der Branche aufgrund ihres hohen Umsatzes sowie der wachsenden Anzahl Beschäftigter. „Gute Sammel- und Recyclingstrukturen sind bereits vorhanden, trotzdem gelingt uns die vollständige Schließung des Kreislaufs noch zu selten“, erklärte Wilms. Unsere gesellschaftlichen Aufgaben – Klimawandel, Energiewende und Rohstoffversorgung – gelängen nur, wenn mehr sowie bessere Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft geschaffen würden, ergänzte er.

Beim BDI-Rohstoffkongress am 3. Juli 2018 in Berlin diskutierten auch Vertreter aus Politik, Industrie und Wissenschaft zu diesem Thema.

EU kommt Forderungen nach

Der Geschäftsführer kritisierte, dass das erfolgreiche Recyceln von Kunststoffen in wirtschaftlicher Abhängigkeit zum Rohölpreis steht, und appellierte deshalb an die Politik, sich für verbesserte Rahmenbedingungen einzusetzen. Dabei sollte das Ziel sein, bessere Marktchancen für Rezyklate zu schaffen – entweder durch freiwillige Maßnahmen, Verbote bestimmter Stoffe und Verfahren, Steuervorteile oder die Generierung eines Minimal Content. Mit dem im April 2018 durch das EU-Parlament bestätigten Kreislaufwirtschaftspaket nimmt man sich dieser Herausforderung im Rahmen der Kunststoffstrategie an. REMONDIS unterstützt diese Pläne, zieht jedoch die Kooperation oder Verpflichtung beteiligter Branchen zum Rezyklateinsatz symbolischen Aktivitäten, wie dem Verbot zehn verschiedener Plastikprodukte, vor. Bis zu einer Circular Economy ist es demnach trotz deutscher Erfolge noch ein langer Weg, der nur durch die Befolgung einer gemeinsamen und langfristig angelegten Agenda bestritten werden kann.

Bildnachweise: Bild 1: Fotolia: violetkaipa; Bild 2: bigstock: Chinnapong

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