Bei der Verwertung von Biogut spielt die Natur ihre großen Stärken aus: Gartenabfälle und Essensreste lassen sich einerseits in Energie verwandeln und andererseits zu Kompost aufbereiten. Der hochwertige Kompost kann für das Wachstum neuer Pflanzen genutzt werden. Ein idealer Kreislauf also – der nur dann funktioniert, wenn die Biotonne frei von Störstoffen ist. Der Blick in viele grüne oder braune Tonnen sorgt aber mancherorts für Ernüchterung. Da finden sich Folien und Tüten zwischen Kartoffelschalen, Gläser unter Obstresten oder Dosen neben Kaffeesatz. Der Bundesverband der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) geht davon aus, dass teilweise bis zu fünf Prozent des Inhalts einer Biotonne nicht hineingehören.
Kunststoff, Glas, Metall – all das hat nämlich nichts in der Biotonne zu suchen! Die Störstoffe verteuern die Verwertung, verringern die Qualität des Komposts und verschmutzen die Umwelt. Insbesondere Kunststoff stellt ein großes Problem dar, da kleinste Partikel über den Kompost in unsere Böden gelangen können. Laut Angaben der Heinrich Böll Stiftung ist die Verschmutzung von Mikroplastik in Böden und Gewässern zwischen vier- und 23-mal höher als im Meer.

Verbindliche Werte für den Störstoffgehalt
Hier kommt also die novellierte Bioabfallverordnung ins Spiel: Nicht mehr als drei Prozent an Fremdstoffen dürfen sich künftig in den Bioabfällen befinden. Wird das Biogut aus der „privaten“ Biotonne an einer Kompostierungs- oder Vergärungsanlage angeliefert, liegt die Obergrenze für Kunststoff im Inputmaterial bei nur noch 1,0 Prozent. Die Grenzwerte gelten auch für sogenannte „kompostierbare Verpackungen“. Das sind beispielsweise Kaffeekapseln oder Beutel, die als biologisch abbaubare Verpackungen beworben werden. Solche Kunststoffe bauen sich während der Kompostierung nicht bzw. zu langsam ab und verbleiben dann im Endprodukt. Somit dürfen diese kompostierbaren Beutel und Verpackungen auch nicht über die Biotonne entsorgt werden und gehören in den Restmüll.
Werden die neuen Vorgaben nicht eingehalten, kann die Annahme der Bioabfälle an den Verwertungsanlagen verweigert werden. In der Folge wird der Abfall dann als Restmüll behandelt – mit deutlich höheren Entsorgungskosten. Die Mehrkosten werden wiederum auf die Kommunen und damit letztlich auch auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt. Sowohl für die Umwelt als auch für den eigenen Geldbeutel wäre das ein dickes Minusgeschäft!
Mehr Kontrollen – aber wann und wie?
Wie so häufig bei neuen Regelungen steckt der Teufel aber im Detail – genauer in der konkreten Umsetzung. Die Novelle schreibt strengere Kontrollen der Bioabfälle vor. Hier werden die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (örE) in die Pflicht genommen. Viele Kommunen kündigen bereits an, dass das Fahrpersonal auf den Sammeltouren verstärkt den Inhalt der Biotonnen vor der Entleerung prüfen wird. Würden dann Fehlwürfe entdeckt, könnten die Behälter stehengelassen werden und die Bürgerinnen und Bürger erhielten eine Möglichkeit zur Nachsortierung. Auch Bußgelder könnten bei wiederholt auftretender Fehlbefüllung anfallen. Wie hoch diese sein werden, liegt im Ermessen der einzelnen Kommunen.
Wenn nun das Sammelpersonal jedes Mal aussteigen und jeden einzelnen Behälter prüfen muss, bedeutet das mehr Aufwand, was den Tourenablauf massiv beeinflussen könnte. Und selbst dann bliebe ein Großteil des Inhalts ungesichtet, weil der Blick in die Tonne nur oberflächlich sein kann. Ein Herumwühlen im Bioabfall ist weder zulässig noch zumutbar. Manche Kommunen arbeiten schon mit KI oder Detektoren, die die Tonnen scannen. Des Weiteren befinden sich derzeit schon Detektoren im Einsatz, die auf Metall reagieren – denn Studien erkennen einen engen Zusammenhang zwischen Metall- und Kunststofffehlwürfen. Hier wird sich zeigen, was die Technik kann und wie sie sich weiterentwickelt.
Die Absicht der Novelle – den Anteil an Fehlwürfen zu reduzieren – ist richtig und unterstützenswert. Das wissen auch die Unternehmen, die sich täglich mit der Verwertung von Biogut beschäftigen. „Mit der Novelle werden erstmals verbindliche Werte für den Störstoffgehalt im Bioabfall festgelegt“, erklärt Barbara Junker, Geschäftsführerin der RETERRA Service GmbH. „Das führt an vielen Stellen zu veränderten Prozessen.“ Als Spezialist für biologische Rohstoffe verwertet RETERRA deutschlandweit organische Abfälle und erzeugt daraus hochwertige Produkte wie Komposte, Substrate, Bodendecker und Holzbrennstoffe. Hochwertig können die Produkte jedoch nur dann produziert werden, wenn das Inputmaterial möglichst sortenrein ist. Dazu fließt bei RETERRA viel Entwicklungsarbeit in die technische Sortierung. „Wir denken über den Einsatz von Kameras und KI-gestützten Systemen nach, um die Qualitätskontrolle weiter zu verbessern“, verrät Barbara Junker.
Abfalltrennung in den Haushalten bleibt das A und O
So sehr die Branche an besseren Sortiertechniken arbeitet, ist der Zeitpunkt dafür – auf den Sammeltouren oder an den Verwertungsanlagen – eigentlich schon zu spät. Denn sind die Störstoffe einmal in der Tonne gelandet, müssen sie aufwendig nachsortiert und herausgefiltert werden. Im schlimmsten Fall machen die Fehlwürfe ganze Chargen unbrauchbar.
„Ohne konsequente Abfalltrennung bleibt selbst modernste Technik wirkungslos. Kommunen müssen jetzt die Weichen stellen, damit aus sauberem Bioabfall hochwertige Komposte und Energie entstehen. Nur so erreichen wir unsere Klima- und Ressourcenschutzziele nachhaltig.“
Sebastian Winkelheide, Vorsitzender des BDE-Arbeitskreises Biomasse und Geschäftsführer der REMONDIS SmartRec GmbH
Die Novelle führt uns also darauf zurück: Sauber getrennt wird in den Haushalten! Wer schon in den eigenen vier Wänden die Bioabfälle frei von Kunststoff, Metall oder Glas sammelt, trägt dazu bei, dass die Natur ihre Stärken vollends ausspielen kann. Dann wird aus sortenrein gesammeltem Biogut wertvolle Energie und hochwertiger Kompost. Ein idealer Kreislauf!
Tonnen-Einmaleins und Härtefall-Fragen
Und falls noch ein wenig Nachholbedarf beim Tonnen-Einmaleins besteht, haben wir zwei Tipps: Zum einen lässt sich auf den Informationsangeboten der jeweiligen Kommunen abrufen, was in welche Tonne gehört. Wer darüber hinaus einen unterhaltsamen Einblick in die richtige Abfalltrennung erhalten möchte, wird hier fündig:

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