Ist Luxemburg mit Blick auf die Klimaziele beim Ausbau erneuerbarer Energien noch im Zielkorridor?
Lex Delles: 2024 war ein Rekordjahr beim Ausbau von PV-Anlagen: Mehr als 140 MW – das entspricht rund 8.000 Anlagen – wurden 2024 ans Netz angeschlossen. Auch beim Wind schreitet der Ausbau gut voran: 2024 wurden zwei neue Anlagen ans Netz gebracht.
Energiesicherheit ist unsere oberste Priorität. Unser Land soll jederzeit einen garantierten Zugang zu möglichst sauberer und kostengünstiger Energie haben. Daher treiben wir den Ausbau erneuerbarer Energien in Luxemburg konsequent voran.
Mit „Einfach, séier, erneierbar“ haben wir ein ganzes Paket konkreter Verfahrensvereinfachungen erarbeitet, um Wind- und Solarprojekte dort schneller umzusetzen, wo sie am sinnvollsten sind und den geringsten Einfluss auf Mensch und Natur haben – etwa entlang von Autobahnen, in Industriegebieten oder auf versiegelten Flächen wie Dächern und Parkplätzen.

Zur Eröffnung der Schnellladesäulen war Minister Lex Delles (r.) zu Gast bei REMONDIS in Foetz
Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv an der Energiewende teilnehmen und vom günstigen, selbst erzeugten Strom profitieren können. Deshalb halten wir die staatlichen Förderungen für Photovoltaikanlagen auf einem hohen Niveau und sorgen mit der Vorfinanzierung dafür, dass man nicht mehr monatelang auf die Rückerstattung seines Zuschusses warten muss.
Bei Lkw entwickelt sich Elektromobilität bisher nicht wie bei privaten Fahrzeugen. Wie wollen Sie den Luxemburger Unternehmen beim Umstieg helfen?
Lex Delles: Elektromobilität ist eine zentrale Säule für die Dekarbonisierung des Verkehrs. Wir richten unseren Fokus nun verstärkt auf Lastwagen – sowohl was die Infrastruktur als auch die Fahrzeuge betrifft.
Ladeinfrastruktur ist ein entscheidender Bestandteil der Elektromobilitätsstrategie und sollte dem Wachstum der Fahrzeugzahlen idealerweise immer einen Schritt voraus sein, um nicht zum Engpass zu werden – auch bei Lkw. Seit 2022 gibt es einen Zuschuss für Unternehmen, die Ladeinfrastruktur errichten möchten, sei es öffentlich zugänglich oder für den Eigenbedarf. Dieses Angebot wurde bisher sehr gut angenommen und die 6. Ausschreibungsrunde wurde gerade abgeschlossen. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen veröffentlicht.
In den ersten fünf Aufrufen wurden insgesamt 112 Projekte ausgewählt, die insgesamt 1.636 Ladepunkte errichten werden. Einer dieser Aufrufe war speziell auf Ladeinfrastruktur für Lkw ausgerichtet.
Ein Gesetzesvorschlag zur Verlängerung dieses Förderregimes ist in Arbeit und soll voraussichtlich spätestens im Herbst in Kraft treten. Damit können weitere Ausschreibungen erfolgen – auch speziell für Lkw.
Null-Emissions-Fahrzeuge: “Projet de loi ayant pour objet le renouvellement du régime d’aides à la protection de l’environnement et du climat”: Hier sind wir optimistisch, dass er noch dieses Jahr in Kraft tritt.
Artikel 6 sieht einen neuen Zuschuss für Nutzfahrzeuge ohne Emissionen vor – insbesondere für Lkw.
Förderfähige Fahrzeuge reichen vom Kleintransporter bis zum Lkw (ausgenommen umgerüstete Busse). Förderfähig sind BEV (Battery Electric Vehicle), FCEV (Fuel Cell Electric Vehicle) und unter bestimmten Bedingungen auch Wasserstoffverbrenner. Gilt sowohl für Neukauf als auch für Umrüstung auf Null-Emission sowie für Miete und Leasing.

Lex Delles (im Bild rechts) ist seit 2023 Minister für Wirtschaft, KMU, Energie und Tourismus des Großherzogtums Luxemburg. Er ist 40 Jahre alt und gehört der Demokratischen Partei (DP) an, die das Land in einer Koalition mit der Christlich-Sozialen Volkspartei regiert.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen beim Ausbau der Energie-Eigenerzeugung der Luxemburger Wirtschaft? Sind Sie mit der Entwicklung insbesondere mit Blick auf die Energiekosten und die Wettbewerbsfähigkeit zufrieden?
Lex Delles: Ein attraktiver Strompreis ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und die Kaufkraft unserer Haushalte. Gleichzeitig sind Investitionen in das Stromsystem entscheidend für die Sicherheit und Nachhaltigkeit unserer Energieversorgung. Die Regierung hat deshalb beschlossen, ab 2026 die Netzkosten substanziell zu unterstützen und so einen Teil der Kosten für den Ausbau des Stromnetzes über den Staatshaushalt zu finanzieren. Durch diese Unterstützung der Netzkosten können sowohl Haushalte als auch Unternehmen von einem günstigeren Strompreis profitieren.
Neben dieser Hilfe hat die Regierung auch entschieden, den Ausbau der erneuerbaren Energien künftig nicht mehr über einen Beitrag aller Stromkundinnen und -kunden, sondern über den Staatshaushalt zu finanzieren. Der Ausbau erneuerbarer Energien und des Stromnetzes ist essenziell, um unser Land auf eine nachhaltige, CO₂-neutrale und digitale Zukunft vorzubereiten.
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