Sieben Uhr morgens. Schichtbeginn für Tabea. Die 23-Jährige kommt auf dem Zentralen Betriebshof der WBO Wirtschaftsbetriebe Oberhausen GmbH an der Buschhausener Straße an. Gut gelaunt läuft sie die Treppen hoch, begrüßt Kollegen. „Das familiäre Arbeitsklima hier gefällt mir sehr gut“, erzählt sie während sie ihre orangefarbene Arbeitskluft aus ihrem Spind holt und sich umkleidet. „Es ist ein sicherer Job mit geregelten Arbeitszeiten.“ Gute Gründe, warum sich die junge Frau nach ihrer ersten erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung noch einmal umorientiert hat und vor einem Jahr ihre Ausbildung bei der WBO begonnen hat – und zwar zur Berufskraftfahrerin.
Mit Social Media auf Azubi-Suche
Damit ist Tabea einer von zehn jungen Menschen, die pro Jahr eine Ausbildung bei den Wirtschaftsbetrieben in Oberhausen beginnen. Zusätzlich zu den üblichen Ausbildungsinhalten stand Tabea im Sommer für eine besondere Aufgabe bereit. Sie übernahm die „Hauptrolle“ in einem Kurzvideo über den Ausbildungsberuf zur Berufskraftfahrerin. In Zusammenarbeit mit einem Videografen hatte Jan Küppers, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der WBO, Azubi-Videos gedreht. Darin berichten die Kolleginnen und Kollegen über ihre Aufgaben und ihre Motivation. Das Ziel: Junge Menschen auf die WBO als Arbeitsgeber aufmerksam zu machen und für den Beruf zu begeistern. „Wir haben unser Recruitingkonzept komplett überarbeitet“, berichtet Karsten Woidtke, operativer Geschäftsführer der WBO. „Die klassische Stellenanzeige allein funktioniert nicht mehr. Im Rahmen des neuen Konzepts sind unsere Auszubildenden selbst zu Wort gekommen. Die sieben Videos haben wir über die sozialen Medien verbreitet, um junge Menschen genau dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten. So konnten wir gezielt über unsere Ausbildungsberufe informieren.“ Der Plan ist aufgegangen. „Die Bewerberzahl hat sich verdoppelt“, freut sich Woidtke.
Alles eine Frage der Technik
Tabea und ihre zwei Kollegen haben sich inzwischen mit ihrem Lkw auf den Weg ins nahegelegene Wohnviertel gemacht. Es werden die Restmülltonnen geleert. Heute steht sie hinten auf dem Trittbrett und lädt. Wenn der Kollege vorne am Steuer anhält, springt sie runter und holt die Tonnen heran. „Klar ist das körperliche Arbeit, aber im Prinzip, kann das jeder machen“, sagt sie und bugsiert die Tonne geübt vor die Greifvorrichtung. „Es kommt mehr auf die Technik als auf Muskelkraft an“, sagt sie lachend, schiebt die leere Tonne auf den Bürgersteig zurück und steigt wieder aufs Trittbrett. Weiter geht’s.
Was bei der 23-Jährigen wie selbstverständlich klingt – als Frau eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin zu machen und in der Recyclingbranche zu arbeiten – ist noch die Ausnahme. „Unter unseren 400 Mitarbeitenden sind derzeit knapp 60 Frauen – immerhin 15 Prozent“, so Geschäftsführer Karsten Woidtke. „Die Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen klappt bei uns sehr gut. Wir freuen uns über jede weibliche Bewerbung“, so Woidtke. Das gilt nicht nur für alle Ausbildungsberufe, sondern auch für alle anderen Stellen bei der WBO.
Work-Life-Balance und Wertschätzung
„Auch wir stehen vor der großen Herausforderung, geeignete Fahrerinnen und Fahrer für unsere Fahrzeuge zu gewinnen“, sagt Sascha Wieck, Teamleitung Personalmanagement bei REMONDIS in Lünen. „Dass die Arbeitsbedingungen für Fahrer bei uns im Vergleich ganz gut sind, haben wir in der Coronazeit gemerkt. Da haben viele aus dem Speditionsgeschäft zu uns gewechselt.“ Die Rahmenbedingungen überzeugen: planbare, familienfreundliche Arbeitszeiten, ein krisensichereres, gesundes Unternehmen und gute Entwicklungsmöglichkeiten. Nicht wenige steigen in jungen Jahren bei REMONDIS ein und bleiben bis zur Rente. „Bei uns stimmt die Work-Life-Balance und das Arbeitsklima ist respektvoll und wertschätzend“, sagt Wieck. Das gilt auch und besonders für die jungen Menschen, die ins Unternehmen kommen. „Einmal jährlich werden alle Azubis, die im ersten Lehrjahr zum Berufskraftfahrer sind, für eine ganze Woche eingeladen. Unsere Ausbilder machen sie fit für die anstehenden Prüfungen mit praktischen Schulungen wie am Fahrsimulator, zur Ladungssicherung und in der Abfahrtskontrolle“, berichtet der Personaler.
Technikaffinität und Begeisterung für große Lkw
Bedingung für einen Ausbildungsplatz als Berufskraftfahrerin bei REMONDIS und der WBO ist ein Hauptschulabschluss und bestenfalls der Pkw-Führerschein Klasse B. Zudem ist eine Affinität zu Kraftfahrzeugen und Technik von Vorteil. Denn zu den Aufgaben eines Berufskraftfahrers gehören auch die Abfahrtskontrolle bei Schichtbeginn sowie die regelmäßige Prüfung des Fahrzeugs. Unterstützung bekommen die Fahrerinnen und Fahrer der WBO dabei von den Kollegen der eigenen Werkstatt. Die Fahrzeuge sind täglich im Einsatz und müssen dementsprechend gepflegt sein. Für Tabea steht fest: „Im zweiten Lehrjahr mache ich meinen Führerschein C/CE. Dann darf ich alle Fahrzeuge fahren, die wir hier im Fuhrpark haben.“ Es ist ihr deutlich anzuhören: Dieser Job ist voll ihr Ding. Doch jetzt ist es 15 Uhr und damit Feierabend für die 23-Jährige.