Da geht mehr
Wenn in Deutschland von Recycling die Rede ist, beschränkt man sich bisher auf die Frage, wie viel Material am Anfang der Kette einem wie auch immer gearteten Recycling zugeführt wird. Bislang ist aber nirgendwo festgeschrieben, in welchem Ausmaß recycelte Rohstoffe auch tatsächlich wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Dass der derzeitige Anteil von rund 15 Prozent recycelter Rohstoffe am gesamten Rohstoffbedarf der deutschen Industrie schon aus Klimaschutzgründen nicht ausreichend ist, steht angesichts des weltweit unverändert steigenden Rohstoffverbrauchs außer Frage. Wie also kann man den Einsatz von recycelten Rohstoffen ankurbeln?
Quote würde helfen
Die Ressourcenkommission am Umweltbundesamt (KRU) empfiehlt zu diesem Zweck die Einführung einer Substitutionsquote für den Einsatz von Recyclingrohstoffen im produzierenden Gewerbe und der Industrie. Eine solche Quote brächte einen realistischeren Maßstab für den Erfolg des Recyclings, da sich das Verhältnis von eingesetzten Rezyklaten zum gesamten Rohstoffbedarf besser darstellen ließe. Zusätzlich ließe sich so ein Anreiz für den verstärkten Einsatz von Recyclingrohstoffen schaffen, der wiederum dem Klimaschutz und der Ressourcenschonung zugutekäme. Die bisherige Beschränkung auf input- oder outputbezogene Recyclingquoten besitzt dagegen nur begrenzte Aussagekraft und hat keinen Einfluss auf die tatsächlichen Verwendung des Materials in der Produktion.
CO2-Äquivalente lassen sich nach Schätzung von Experten einsparen, wenn sich die Verwendungsquote für Rezyklate in der deutschen Industrie von 15 auf 30 Prozent verdoppelt.
Sukzessive Ausweitung
Durch eine Substitutionsquote ließe sich die konkrete Rohstoffmenge messen, die als recyceltes Material in die Produktion zurückgeführt wird. Die Ressourcenkommission empfiehlt, die Quote zunächst auf nationaler Ebene für einzelne Materialien und Elemente auszuweisen. Mittel- bis langfristig wäre auch auf Branchenebene und bezogen auf konkrete Produktgruppen eine detailliertere Aufschlüsselung wünschenswert. Darüber hinaus könnte eine Substitutionsquote Informationen darüber liefern, welche Primärmaterialien mit welcher Funktion ersetzt werden, wodurch auch die Qualität des Recyclings ermittelt werden könnte.
Empfehlung für Mindestrezyklatquoten
Eine weitere wichtige Empfehlung der Kommission ist die Einführung von Zielvorgaben für den Einsatz von Recyclingrohstoffen auf Produktebene. Es sollten transparente und ambitionierte Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft jenseits der bisherigen abfallbezogenen Quoten gesetzt werden, heißt es in einem Positionspapier der KRU. Zunächst müsse die Frage geklärt werden, ob für bestimmte Produktgruppen konkrete Vorgaben zu einem definierten Anteil von Recyclingrohstoffen festgelegt werden können. Dem Klima täte es gut. Nach Schätzungen von Experten würde eine Verdoppelung der Verwendungsquote für Rezyklate in der deutschen Industrie von derzeit 15 auf 30 Prozent rund 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.
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