Musterbeispiel für ökologischen Ressourcenkreislauf
Mit ihrem mehrstufigen Verwertungskonzept erfüllt die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage alle Kriterien für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und ist ein Musterbeispiel für einen ökologischen Ressourcenkreislauf, der regionalen Klimaschutz mit stabiler Rentabilität verbindet. „Früher war Müll einfach nur Müll. Heute sind Abfälle längst zu einer bedeutenden Energiequelle geworden“, so Umweltstaatssekretär Baumann bei der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage im September. „Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Deshalb ist der Weg, Wertstoffe zu sammeln, stofflich und energetisch zu verwerten und im Ergebnis mittels moderner technischer Verfahren aus Abfallstoffen klimafreundliche Energien zu gewinnen, konsequent und zukunftsweisend.“
Landesweites Leuchtturmprojekt
Für die Sinsheimer AVR-Gruppe und ihren Partner REMONDIS, für die zuständigen politischen Gremien und besonders für Landrat Stefan Dallinger ist die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim ein landesweites Leuchtturmprojekt. „Ein wichtiger Beitrag zur regionalen Energiewende ist Realität geworden. Die AVR Bioabfallvergärungsanlage stellt die langfristige Entsorgungssicherheit des Rhein-Neckar-Kreises sicher und bringt unsere politischen Ziele wie regionalen Klimaschutz und regionale Energieversorgung einen entscheidenden Schritt voran“, sagte der Landrat, dessen besonderer Dank dem erfolgreichen Teamwork aller Beteiligten gilt.
„Ein wichtiger Beitrag zur regionalen Energiewende ist Realität geworden.”
Stefan Dallinger, Landrat
Erster Spatenstich am 22. Februar 2018
Nach Monaten intensiver Planung, aufwändiger Ausschreibungsverfahren, akribischer Wirtschaftlichkeitsberechnungen und strategischer Feinarbeiten erfolgte am 22. Februar 2018 der erste Spatenstich. Der Ausbau in den folgenden Monaten verlief just in time, so dass im Frühjahr 2019 termingerecht mit dem Probedurchlauf begonnen werden konnte. Am 19. Juli 2019 speisten AVR und MVV erstmals umweltfreundliches Biogas in das Erdgasnetz ein. Die jährlich rund 60.000 Tonnen biogener Abfälle werden in der neuen AVR-Anlage vergoren, getrocknet und anschließend von der AVR BioTerra GmbH & Co. KG als gütegesicherter, zertifizierter Frischkompost vermarktet. Dieser Kompost zeichnet sich durch einen hohen Düngerwert aus, er trägt zur Humusbildung bei und ist äußerst pflanzenverträglich. Die regionale Landwirtschaft verfügt damit langfristig über einen wertvollen organischen Dünger, der zudem als Torfersatz im privaten und kommerziellen Gartenbau Verwendung finden wird.
Partner bei der AVR BioTerra GmbH & Co. KG ist REMONDIS. Das Familienunternehmen war im Frühjahr 2017 aus der europaweiten Ausschreibung als kompetentester Anbieter hervorgegangen. REMONDIS ist mit 49 Prozent an der AVR BioTerra GmbH & Co. KG beteiligt und hat zudem die Bioabfallvergärungsanlage als Generalübernehmer errichtet. Damit wurden unerwünschte Kostenüberschreitungen bereits im Vorfeld ausgeschlossen. 51 Prozent an der AVR BioTerra GmbH & Co. KG verbleibt in Händen des Rhein-Neckar-Kreises.
Die neue, hochmoderne Biomassevergärungsanlage wurde am 19. Juli 2019 in Betrieb genommen
Aufbereitung zu Biomethan
Das im Vergärungsprozess erzeugte Rohbiogas wird in einem nächsten Verfahrensschritt von der AVR BioTerra GmbH & Co. KG an ihre Schwestergesellschaft AVR BioGas GmbH geliefert. Nach einer entsprechenden Vorreinigung wird es zu Biomethan aufbereitet, bevor die Einspeisung in das Erdgasnetz erfolgt. Die AVR BioGas GmbH ist zuständig für die Vorreinigungs- und Aufbereitungsstufen sowie für die anschließende Vermarktung des Biogases. Pro Jahr werden in der Anlage rund 40 Millionen Kilowattstunden Bioerdgas erzeugt. Dies entspricht einem Jahresbedarf von etwa 2.700 Haushalten. Die Biogasaufbereitung und -einspeisung ermöglicht zugleich eine flexible und dezentrale Nutzung dieser erneuerbaren Energie – sowohl da, wo sie benötigt wird, als auch genau dann, wann sie gebraucht wird. Das Erdgasnetz stellt auf diese Weise mit seiner vorhandenen Struktur einen riesigen Speicher zur Verfügung, der gerade im Sinne der Energiewende immer wichtiger wird.
Rund 60.000 Tonnen biogener Abfall können jährlich in der Anlage behandelt werden
Zusätzlicher Biogasspeicher
Zusätzlich kann zum Ausgleich von Produktions- und Einspeiseschwankungen vor Ort auch ein 5.000 Kubikmeter fassender Biogasspeicher genutzt werden. Die AVR Bioabfallvergärungsanlage ist aus Sicherheitsaspekten in ihren wesentlichen Teilen redundant ausgeführt, ein tatsächliches Ausfallrisiko geht damit gegen null. Nicht zu vergessen die komplette Einhausung der Anlage. Unterdruck und zahlreiche Biofilteranlagen stellen sicher, dass im Regelfall keinerlei Gerüche nach außen dringen.
Die neue Bioabfallvergärungsanlage mit Biomethaneinspeisung ist ein weiterer wichtiger Baustein der Energiewende in Deutschland.
An der AVR BioGas GmbH sind das Mannheimer Energie-unternehmen MVV Energie AG mit 41,5 Prozent, die Stadtwerke Sinsheim Versorgungs GmbH & Co. KG mit 7,5 Prozent und die AVR Energie GmbH mit 51 Prozent beteiligt. Geschäftsführer Peter Mülbaier bedankte sich während der Eröffnungsfeier bei allen Partnern, Beteiligten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hob besonders die „jederzeit konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit“ mit REMONDIS hervor.
Norbert Rethmann, Ehrenaufsichtsratsvorsitzender der RETHMANN-Gruppe, bei seiner Rede anlässlich der offiziellen Einweihung der Anlage
Zahlen, Daten, Fakten
Gesamtnutzfläche der Biomassevergärungsanlage: ca. 22.000 m2
Die Anlage besteht aus:
- der Annahmehalle zur Störstoffentfrachtung
- der Bunkerhalle zur Zwischenlagerung
- dem Doppel-Fermenter mit je 2.250 m3
- Rauminhalt zur Methanerzeugung
- dem Doppel-Gärrestkonditionierer zur Trocknung der Flüssiggärreste
- insgesamt 13 Rottetunneln und drei baugleichen Lagertunneln zur Kompostierung
Bildnachweise: REMONDIS