Auf Berlins Straßen im Einsatz
Es ist Winterzeit in Berlin. Dunkelheit und nasse Straßen erschweren das Durchkommen in der Hauptstadt. Die Einsicht in die Straßen ist ohnehin schlecht und auch das Abbiegen mit dem großen Sammelfahrzeug wird zur Geduldsprobe. In zweiter Reihe parkende Autos und Fahrradfahrer behindern immer wieder den Verkehr. „Die Geduld! Das ist wirklich die größte Herausforderung des Jobs“, erzählt Antonia, 17 Jahre alt und Auszubildende Berufskraftfahrerin bei REMONDIS in Berlin.
Nervenstärke gefragt
Wer Antonia und ihrer Kollegin Jessica einmal begegnet, für den wird die Gender- und Gleichberechtigungsdebatte kurzzeitig überflüssig. Diese beiden Frauen wissen genau, wo es langgeht – in ganz Berlin. Am wenigsten fordert sie als Fahrerinnen die körperliche Belastung. Das Hin- und Herschieben der blauen Tonnen, die zur Weihnachtszeit vor lauter Versandverpackungen kaum schließbar sind, sehen sie als nützliches Krafttraining an. Viel anstrengender ist es immer die Nerven zu behalten und geduldig zu sein, da sind die beiden sich einig.
Echte Multitalente
In diesen chaotischen Situationen profitiert Antonia davon, dass sie früher Wettkämpfe im Boxen absolvierte. Und zwar nicht, weil sie dann ihre Boxhandschuhe auspackt, sondern weil die vierfache Berliner Meisterin im Leichtgewicht weiß, wie man mit Anspannung umgeht und sich gleichzeitig Durchhaltevermögen bewahrt. Heute boxt sie nur noch hobbymäßig, denn für ihre Ausbildung bei REMONDIS möchte sie den Kopf frei haben. Den Adrenalinkick holt sie sich heute lieber auf dem Motorrad oder Quad. „Und wenn mir am Wochenende langweilig ist, dann geh ich einfach ein paar Stunden mit dem Hund raus“, erzählt sie, als habe sie ziemlich oft überschüssige Energie, die sie loswerden muss. Genauso wenig ist offenbar auch die ebenso zierliche Kollegin Jessica kleinzukriegen. Die 18-Jährige hat sich bei den Kollegen bereits durch ihre exzellenten Schrauberfähigkeiten einen Namen gemacht. Als Tochter eines selbstständigen Kfz-Meisters ist der Ölwechsel und der geschulte Blick in den Motorraum für sie die einfachste Übung. Aus der Bahn wirft sie während einer Sammeltour so schnell also nichts – nicht einmal eine Lkw-Panne.
Jessica Kleine (18) und Antonia Thönißen (17)
Erfüllung eines Kindheitstraums
Bis heute ist den beiden jungen Frauen kein anzüglicher oder oberflächlicher Spruch zu Ohren gekommen. Weder von den Kollegen noch draußen auf der Straße. „Warum auch?“, fragt Antonia mit einer ansteckenden Selbstverständlichkeit. Auch die Frage, wie sie als Frauen zu diesem Beruf gekommen sind, wirkt damit überflüssig, wie vielleicht die gesamte Diskussion über männlich, weiblich oder divers. „Ich wollte das schon machen, seit ich ein kleines Kind war. So bin ich dazu gekommen. Einfach aus Leidenschaft.“
Bildnachweise: Bild 1: AdobeStock: soerenkuhrt; Bild 2, 3: REMONDIS