25.000 Tonnen Bioabfall jährlich
Für die deutschen Großstädte ist es eine zunehmende Herausforderung, ihre Mengen an Abfall zu koordinieren, zu transportieren und nachhaltig zu verwerten. Das gilt auch für Frankfurt am Main, wo in knapp 400.000 Haushalten jährlich 25.000 Tonnen Bioabfall aus der braunen Tonne anfällt. Doch für die Mainmetropole, die tagsüber zur internationalen Finanz- und Messestadt mit dem national höchsten Pendleraufkommen und extremer Verkehrsbelastung wird, ist Abfallverwertung auch eine Chance zur Verbesserung der Umweltbilanz.
Verwertungskette wurde perfektioniert
Im Osthafengebiet, nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt, wurde deshalb schon Ende der 90er Jahre eine Bioabfallvergärungsanlage gebaut. Betrieben wird diese seitdem von der FES-Tochter RMB Rhein-Main Biokompost GmbH. FES gehört zu 51 Prozent der Stadt Frankfurt am Main, zu 49 Prozent ist REMONDIS an der Gesellschaft beteiligt.
Orangenschalen, Kaffeefilter und Essensreste, gemischt mit Gartenabfällen und Laub, sind der Wertstoffmix, den die Sammelfahrzeuge der FES bei der Bioabfallbehandlungsanlage abliefern.
Durch eine Kapazitätserweiterung der Anlage auf eine jährliche Verarbeitungsmenge von 60.000 Tonnen und durch den Bau einer Biogasaufbereitungsanlage durch den Frankfurter Energiedienstleister Mainova ist es nun gelungen, die Verwertungskette zu perfektionieren. Seit Anfang 2018 wird das bei der Vergärung von Bioabfällen entstehende Rohbiogas zu reinem Bioerdgas aufbereitet, das übers Gasnetz in die Haushalte zurückkommt. Und Frankfurt kann sich über eine der europaweit modernsten Verwertungsanlagen für Bioabfälle freuen.
Komplexer Prozess der Biogaserzeugung
Orangenschalen, Kaffeefilter und Essensreste, gemischt mit Gartenabfällen und Laub, sind der Wertstoffmix, den die Sammelfahrzeuge der FES bei der Bioabfallbehandlungsanlage abliefern. Die geruchsstarke Mischung ist eine erneuerbare Energiequelle, die kaum je versiegen kann. Am Ende wird aus ihr hochwertiges und klimaneutrales Bioerdgas gewonnen. Bevor es so weit ist, durchläuft die heterogene Biomasse einen komplexen Prozess. Erst wird sie im Schredder grob zerhackt. Dann transportieren die Förderbänder das Material weiter in ein großes Mischbecken, in denen riesige Walzen die Abfälle vermengen. Schließlich wird Wasser hinzugefügt, sodass eine zähe Masse entsteht, die zu 70 Prozent aus Wasser und zu 30 Prozent aus Trockensubstrat besteht. „Allerdings verwenden wir kein Frischwasser, sondern ausschließlich Prozesswasser, das durch Auffangen und Kondensierung erhalten werden kann“, erklärt Peter Dumin, Betriebsleiter der RMB.
Fermentierung mittels Bakterien
Im Anschluss wird die Masse in zwei Fermenter gepumpt. Dort wird mit Hilfe von speziellen Bakterien, die sich bei einer Temperatur von 60 Grad rasch vermehren, der Fermentierungsprozess in Gang gebracht. Das dabei entstehende Rohbiogas entspricht allerdings noch nicht der vorgeschriebenen Qualität. Die parallel zur Erweiterung errichtete Aufbereitungsanlage von Mainova wandelt das Rohbiogas in Bioerdgas um. In einem mehrstufigen Prozess wird das Biogas erst gereinigt und schließlich aufbereitet. Bis zu 600 Kubikmeter pro Stunde wandelt die Anlage, die derzeit noch im Testbetrieb ist, nahezu verlustfrei in grünes Erdgas um. Im Regelbetrieb soll der umweltfreundliche Brennstoff künftig permanent, also 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, produziert und eingespeist werden. Langfristig rechnen die Partner Mainova und RMB mit bis zu 30.000 Megawattstunden Bioerdgas pro Jahr. Eine Menge, die dem Bedarf von rund 1.500 Haushalten entspricht.
„Mit der Umwandlung von Bioabfällen in klimaneutrales Erdgas bringen wir die Energiewende und den Umweltschutz in der Region voran.“
Aloys Oechtering, Geschäftsführer RMB
Beispielgebendes Projekt
„Mit der Umwandlung von Bioabfällen in klimaneutrales Erdgas bringen wir die Energiewende und den Umweltschutz in der Region voran. Dank der Erweiterung ist die ökologisch nachhaltigere Aufbereitung auch wirtschaftlich interessant geworden“, freut sich Aloys Oechtering, Geschäftsführer von RMB und zugleich Manager Biomasse und Bioenergie bei REMONDIS. Es sei ein hervorragendes und beispielgebendes Projekt, das zeige, wie durch Bildung von Partnerschaften, etwa mit dem örtlichen Energieunternehmen, die Ressourcen einer Metropolregion ideal genutzt werden können.
Bildnachweise: Bild 1: © REMONDIS; Bild 2: Adobe Stock: David pix123