2. November 2022, 11 Uhr im badischen Steinach: Der Ladebereich eines Müllfahrzeugs gerät an diesem Mittwochmorgen in Brand. Laut Polizei könnte etwas aus einer entleerten Mülltonne zu dem Feuer geführt haben. Zum Glück wurde hier niemand verletzt, der Schaden beträgt nach ersten Schätzungen 20.000 Euro.
Dieser Vorfall ging zwar im Verhältnis glimpflich aus, woanders waren allerdings bereits Menschenleben in höchster Gefahr und der Schaden ging in die Hunderttausende. Immer häufiger kommt es zu Bränden in Abfallfahrzeugen und Abfallbehandlungsanlagen. Der Grund: Lithium-Ionen-Batterien. Immer häufiger landen diese im haushaltsnahen Abfall, zum Beispiel in Form von Einweg-E-Zigaretten. Durch Kurzschlüsse der enthaltenen Batterien können diese sich selbst entzünden.
Die Einweg-Dampfer enthalten neben den Batterien giftige Stoffe wie Quecksilber, Cadmium und Blei.
Hoher Verbrauch: Mehr als fünf Millionen Einweg-E-Zigaretten pro Monat
Der Trend zu diesen sogenannten „Vapes“ ist in Deutschland noch recht neu und – nach Auffassung vieler Experten – ungesund, unsinnig und umweltschädlich. Denn: Die Einweg-Dampfer enthalten neben den Batterien giftige Stoffe wie Quecksilber, Cadmium und Blei. Diese Schwermetalle können, falsch entsorgt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen schädigen und sich in der Nahrungskette sowie in der Umwelt anreichern. Und auch das Verschwenden von Kunststoffen durch die Einweg-E-Zigaretten, die meist mit zwei Milliliter Flüssigkeit gefüllt sind, lässt Umwelt- und Recyclingexperten kopfschüttelnd zurück.
Mehr als fünf Millionen Stück werden pro Monat nach Deutschland importiert, schätzt das Lobbybündnis für Tabakfreien Genuss. An die 230 Millionen Euro will die Branche 2022 allein mit den Einweg-Geräten umsetzen. Eines kostet zwischen sechs und zehn Euro und enthält rund 600 Züge, umgerechnet zwei bis drei Zigarettenschachteln. Die „Disposables“ sind damit deutlich günstiger als die klassischen Zigaretten.
Und sie landen nach Gebrauch meist dort, wo sie nicht hingehören: Ausgedampfte E-Zigaretten müssten eigentlich an einer Sammelstelle abgegeben werden. Studien aus Großbritannien zeigen aber, dass mehr als jede zweite Vape dort im Hausabfall landet. Auch in Deutschland verschwinden die Einweg-E-Zigaretten nach dem Leerdampfen fälschlicherweise meist im Hausmüll, im Gelben Sack und in öffentlichen Abfallbehältern.
E-Zigaretten richtig entsorgen
Gemäß Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) müssen ausgediente E-Zigaretten einem zur Sammlung elektronischer Altgeräte Berechtigten übergeben werden. Das sind zum Beispiel Händler und Hersteller, die zur kostenlosen Rücknahme der Elektroaltgeräte verpflichtet sind. Bürgerinnen und Bürger haben dazu die Möglichkeit, ihre ausgedienten E-Dampfer bei kommunalen Sammelstellen abzugeben.
Um über die richtige Erfassung von Elektroschrott aufzuklären, hat die Stiftung EAR (Elektro-Altgeräte Register) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie des Umweltbundesamts (UBA) die Kampagne „Plan E“ ins Leben gerufen. Das Online-Portal bietet neben Informationen zum Recycling und den korrekten Erfassungswegen einen Rückgabefinder, über den sich E-Schrott-Sammelstellen in der Nähe ausfindig machen lassen.
Recycler fordern Verbot
Dabei werden die Rohstoffe aus den Lithium-Ionen-Batterien dringend gebraucht, zum Beispiel in der Automobilindustrie. Angesichts des Booms fordert Deutschlands Recyclingbranche deshalb ein Verbot dieser Wegwerfartikel. „Das ist eine reine Rohstoffverschwendung“, moniert der Branchenverband BDE.
„Beim Plastik hatte die Politik bereits die Kraft zu Verboten von Wattestäbchen oder Trinkhalmen, und deshalb sollte hier eine Untersagung erst recht gelingen.“
Der Abfallwirtschaft macht der Trend zu Einwegprodukten mit Batterien schon seit langem zu schaffen, ob bei Büchern oder Grußkarten mit Mini-Lautsprechern oder Einweg-Vapes. Laut BDE gebe es alle paar Tage einen Brand in einer Verwertungsanlage oder in einem Müllfahrzeug. Dieses Problem wird durch die Wegwerf-Elektrozigaretten nun noch verschärft.
Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick: China, das Mutterland der E-Zigaretten, schränkt den Verkauf der Produkte gerade deutlich ein – wenn auch nicht aus Umwelt- oder Sicherheitsgründen. Und auch die Europäische Union erwägt im Rahmen der Neufassung der Tabakrichtlinie einen solchen Schritt. Die Recyclingunternehmen, deren Anlagen und Fahrzeuge durch die Akkubrände gefährdet werden, dürften es der Politik danken.
Bildnachweis: Bild 1: Adobe Stock: YarikL