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2. August 2023

Sparen mit System – Teil II

REMONDIS Rheinland: Lieferschwierigkeiten bei Photovoltaik bremsen den Ausbau

Neben dem Mega-Standort Lippewerk in Lünen gibt es in der REMONDIS-Welt insgesamt mehr als 1.000 Betriebsstellen auf drei Kontinenten. Klar also, dass das Thema Energiemanagement mehr als ein Gesicht hat. Und dass Lösungen an der einen Stelle noch lange nicht woanders funktionieren. Die größte Regionalniederlassung von REMONDIS liegt im Rheinland rund um Köln und Düsseldorf mit etwa 40 Standorten. Ein Schuh drückt dabei Reinhard Hohenstein, Geschäftsführer von REMONDIS Rheinland, besonders: Die langen Wartezeiten bei der Inbetriebnahme von neuen Photovoltaikanlagen überwiegend für den Eigenbedarf, von denen aktuell drei in den Startblöcken stehen.

Der Anstieg der Energiepreise ab Anfang 2022 hat die Region Rheinland mit rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht unvorbereitet getroffen.

Seit über 10 Jahren betreibt man ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001. Die Zertifizierung, die einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess antreiben soll, stellte die Daten zu Verfügung, die man im Umfeld explodierender Energiepreise für die notwendige Anlagenoptimierung benötigte. Darunter sind insbesondere die Steuerung der Laufzeiten und der Auslastung zu verstehen, um Lastspitzen zu vermeiden und den Energieverbrauch so zu gestalten, dass die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Anlagen gewahrt blieb. So konnte überall ein kompletter Stillstand vermieden werden.

Zwar konnte die Versorgung mit Strom, Gas und Wärme über die kritische Zeit von Herbst 2022 bis Frühjahr 2023 grundsätzlich gewährleistet werden, aber Reinhard Hohenstein betont, dass die aktuellen Preise immer noch zu hoch sind: „Als Teil einer großen Unternehmensgruppe profitieren wir nicht wirklich von der Strompreisbremse.“ Andererseits bietet die Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe über eine zentralisierte Energiebeschaffung – zumindest in einem normalen Marktumfeld – Kostenvorteile durch Skaleneffekte.

Eine zentrale Rolle spielt die Eigenerzeugung als Instrument zur Eindämmung der Energiekosten. In Erftstadt, nach Lünen der zweitgrößte REMONDIS-Standort, betreibt man eine Vergärungsanlage für Bioabfälle, die außerdem für die Herstellung von Biogas genutzt wird, das vor Ort in einem Blockkraftheizwerk verstromt wird.

In der Fläche setzt man auf Photovoltaik. Aktuell sind rund 750 KW Peakleistung in Erftstadt installiert, zu denen dort sowie in Troisdorf und Chorweiler noch einmal rund 1.300 KWp dazu kommen sollen. Hier bremsen aber Lieferengpässe bei den Herstellern die Fertigstellung der Anlagen. Und noch ein Problem spricht Hohenstein an: „Zwingend für den Einsatz der Photovoltaik ist ein schnellerer Ausbau der vorhandenen Stromnetze. Bereits heute wird unsere PV-Anlage regelmäßig vom Netzbetreiber abgeschaltet, da die Netze überlastet sind.“ Zwar wird Photovoltaik von REMONDIS in erster Linie für den Eigenverbrauch eingesetzt, rund 80 Prozent werden so verbraucht. Aber zur Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition gehören auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Strom.

In den kommenden Jahren soll der Anteil an erneuerbarer Energie bei der Stromerzeugung weiter steigen, auch um die CO2-Einsparvorgaben erreichen zu können. Aber auch die Abhängigkeit von Erdgas soll gesenkt werden. So hat man ein Projekt gestartet, um bei der Abgasreinigung nach der Rotte auf ein anderes technisches Verfahren umzusteigen, die UV-Oxidation. Bis jetzt ist die Bilanz also positiv, auch wenn noch eine gute Wegstrecke vor Management und Mitarbeitern der REMONDIS Rheinland liegt.

Standort im Fokus: Papiersortieranlage Merkenich

Das Vorgehen bei der Implementierung eines Energiemanagementsystems kann man sehr gut am Beispiel der Papiersortieranlage in Köln-Merkenich skizzieren. In dem linksrheinischen Kölner Stadtteil betreibt REMONIS in einer Halle eine Sortieranlage für Papier und Karton. Pro Jahr werden rund 70.000 Tonnen Print-Papier und Kartonagen für die Wiederverwertung in Papierfabriken aufbereitet. Der Stromverbrauch liegt bei rund 1 Mio. KWh pro Jahr.

Das Material stammt in erster Linie aus dem Stadtgebiet Köln, hinzu kommen Aufträge anderer Recyclingunternehmen. Das Material wird in drei Fraktionen sortiert, nämlich Mischpapier, Kartonagen und Deinking-Papier. Die 16 Mitarbeitenden betreiben die Anlage von Montag bis Freitag im 2-Schicht-Betrieb.

Um die Stromkosten zu senken, setzte man schon 2015 auf ein umfassendes Messkonzept mit Smart Metern, die ihre Daten an eine zentrale Software liefern. „Wo geht der Strom hin? Das klingt trivial, ist aber in vielen produzierenden Betrieben in Deutschland bis heute im Detail unklar“, beschreibt Werksleiter Thomas Römbke die Herausforderung. Wer jenseits des Gesamtverbrauchs am Übergabepunkt vom Energieversorger nicht weiß, wieviel Energie welcher Prozess verbraucht, von der Antriebsenergie über Druckluft, Beleuchtung bis zur Wärme, der kann seine Investitionen in Energieeinsparungen nicht wirklich auf Wirtschaftlichkeit überprüfen oder gar den Verbrauch zielorientiert steuern.

In Merkenich stand von Anfang die Reduzierung der Lastspitzen im Fokus, bestimmt doch diese Größe entscheidend über die jährlichen Stromkosten. Dabei wird jedes Jahr eine einmalige Lastspitze der Planung zu Grunde gelegt, immer etwas niedriger als im Vorjahr. Diese Lastspitze wird dann relativ bald noch in der kalten Jahreszeit im Januar oder Februar erreicht, um dann im weiteren Jahresverlauf als virtueller Deckel auf dem Verbrauch zu liegen. Der Anlagenbetrieb wird ausdrücklich danach gesteuert, Lastspitzen im weiteren Jahresverlauf so vermieden.

Auch die Grundlast des Betriebes konnte signifikant gesenkt werden. So wurde die in der Anlage eingesetzte Druckluft als zentraler Energieverbraucher identifiziert. Durch Kompressoren mit variabler Drehzahlregelung konnte man den Stromverbrauch hier deutlich senken.

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Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: dusanpetkovic1; Bild 2, 3: REMONDIS

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