Erfolgversprechendes Gemeinschaftsprojekt
„Wir holen uns die besten Hochschulen in den jeweiligen Forschungsgebieten an unsere Seite“, berichtet Monika Lichtinghagen-Wirths und zählt von der TH Köln über die RWTH Aachen bis hin zur Uni Duisburg-Essen zahlreiche namhafte Hochschulen auf, die mit dem Lehr- und Forschungszentrum :metabolon in Lindlar zusammenarbeiten. Aus dem alten Deponiestandort Leppe entwickelte der Bergische Abfallwirtschaftsverband zusammen mit der TH Köln hier in den vergangenen Jahren einen landesweiten Anlaufpunkt für Studierende der Umwelt- und Ressourcentechnik.

Forschen mit Praxisbezug
Am Standort :metabolon forschen kontinuierlich 30 Studenten im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten an modernen Technologien der zirkulären Wertschöpfung. Hinzu kommen regelmäßige Summerschools und Besucher anderer Hochschulen, die täglich die Vorzüge des Studienstandortes nutzen. Die ausgezeichneten Bedingungen ergeben sich vor allem durch die drei halbindustriellen Recyclinganlagen, im nächsten Jahr kommen sogar zwei weitere hinzu. Sie stehen den Studierenden für Forschungszwecke in voller Funktion zur Verfügung. Es handelt sich hierbei um deutlich kleinere Anlagen, als sie im Recyclingbetrieb zu finden sind, aber dennoch sind sie groß genug, um realistische Bedingungen zu schaffen.

Während der offiziellen Einweihung des Lehr- und Forschungszentrums: Jochen Hagt, Landrat Oberbergischer Kreis, Prof. Dr. Rüdiger Küchler, Vizepräsident TH Köln, und Monika Lichtinghagen-Wirths, Bergischer Abfallwirtschaftsverband (v. l.)
„Die Forschung ist nur der eine Teil. Wir legen auch großen Wert darauf, dass wir den Weg weitergehen und unsere Ergebnisse realisieren.“
Monika Lichtinghagen-Wirths, Bergischer Abfallwirtschaftsverband
Mehr als 30 Forschungsprojekte
„Besonders wichtig ist, dass wir mit kleineren Mengen und kürzeren Laufzeiten arbeiten können, um Analysen und ergänzende Versuche zügig anzuschließen“, berichtet Prof. Dr. Christian Malek, der für die Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften der TH Köln am Standort :metabolon seinen Sitz hat.
Das Ziel des Forschungszentrums ist es, weiterhin mehr Wertstoffe aus Abfällen zu gewinnen und diese Erkenntnisse für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Bis heute wurden schon weit mehr als dreißig Forschungsprojekte zur zirkulären Wertschöpfung in Lindlar durchgeführt. Sie beschäftigen sich mit den Schwerpunkten der Aufbereitung, Stoffumwandlungen und der Erschließung neuer Kreisläufe. Auch Deponietechniken, wie zum Beispiel die Erfassung von Sickerwasser und dessen Reinigung, sind im Fokus. Die Forschungen dienen nicht nur der Entwicklung der heimischen Kreislaufwirtschaft, sondern leisten auch Hilfe für andere Kontinente. So haben Studierende der TH Köln kürzlich am Standort :metabolon einen Ofen entwickelt, in dem Kakaoschalen mit einer möglichst hohen Wärmeausbeute thermisch verwertet werden können. Grund für diese Entwicklung war, dass in Afrika die Schalen derzeit in sehr großen Mengen auf den Feldern landen und dadurch die nachkommende Ernte erschweren. „Die Forschung ist nur der eine Teil. Wir legen auch großen Wert darauf, dass wir den Weg weitergehen und unsere Ergebnisse realisieren. Deswegen haben wir ein Team in Afrika, das sich derzeit mit der konkreten Umsetzung beschäftigt“, berichtet Lichtinghagen-Wirths.
Neben dem Forschungszentrum bietet :metabolon einen Lernort für Schüler jeder Altersklasse und zahlreiche Freizeitaktivitäten. Mehr auf metabolon.de
Finanzierung durch Fördergelder
Finanziert wird die Forschungsgemeinschaft, bestehend aus dem Bergischen Abfallwirtschaftsverband und der TH Köln, die seit dem Jahr 2007 zusammenarbeiten, nahezu vollständig aus Fördermitteln. Diese stammen sowohl vom Land NRW als auch von Bundesministerien und der Europäischen Union. Mit 20 Millionen Euro wurde die Forschung auf :metabolon bereits unterstützt, berichtet Lichtinghagen-Wirths stolz und verspürt dabei keine Scham. „Wir brauchen für den Erhalt unserer Rohstoffe sogar noch viel mehr Fördergelder. Ob für :metabolon oder andere Forschungsinstitute, ist zweitrangig. Das Wissen über die Aufbereitung, Verwertung und optimale Nutzung von Recyclingrohstoffen müssen wir uns heute erschließen, ansonsten haben wir ein Problem“, gibt sie zu bedenken.
Halbindustrielle Verwertungsanlagen ermöglichen den Studenten optimale Forschungsbedingungen
In Zukunft besserer Austausch
In Zukunft sei ein Kompetenznetzwerk für zirkuläre Wertschöpfung geplant, das aus Projektgruppen bestehe und konkret herausstelle, welche Forschungen zur zirkulären Wertschöpfung dringend betrieben werden müssten. Entsprechende Impulse für die Gestaltung von Förderprogrammen soll ein Beirat aus Vertretern der Ministerien und Verbände an die Entscheidungsträger herantragen. Neben den optimalen Förderprogrammen könnte hier ein Netzwerk von verschiedenen Forschungsinstituten entstehen, die sich in ihren Projekten gut ergänzen können. „Heute laufen viele Forschungen zu ähnlichen Themen noch parallel. Durch den Austausch kann man sich viel besser ergänzen und es würden keine Gelder mehr für doppelte Forschungen ausgegeben“, stellt sich Lichtinghagen-Wirths vor.