Wie man sich bettet, so liegt man – zehn oder zwölf, manchmal sogar 15 Jahre auf der gleichen Matratze. Dann hat sie ausgedient und das durchgelegene Schlaflager wird durch eine neue Matratze ersetzt. Abgegeben am Wertstoffhof oder angemeldet zur Sperrmüllabholung, gerät ganz schnell aus dem Sinn, was mit der aussortierten Schlafunterlage eigentlich passiert. Die Realität lautet: Der Großteil wird verbrannt. Laut Angaben des NABU fallen in Deutschland jährlich über 8 Millionen Matratzen mit einem Gesamtgewicht von über 165.000 Tonnen zur Entsorgung an. Höchstens 5 Prozent davon werden in irgendeiner Form der Wiederverwendung zugeführt. Über 95 Prozent werden thermisch verwertet. So geht Jahr für Jahr tonnenweise wertvolles Material, mit dem sich neue Matratzen herstellen lassen könnten, in Rauch auf.
Austausch bindet gesamte Wertschöpfungskette ein
Dabei gibt es bereits Verfahren, die das Recycling von Matratzen ermöglichen. Um diese Potenziale zu nutzen, haben sich beim ersten Unternehmerforum „Zirkuläre Matratze“ in Lünen – initiiert von REMONDIS Recycling – erstmals alle Akteure entlang der Matratzen-Wertschöpfungskette an einen Tisch gesetzt: Hersteller, Recycler, weitere Branchenpartner und der Fachverband Matratzen-Industrie e.V. als Schnittstellenpartner. Ziel des Austausches soll sein, gemeinsam ganzheitliche Lösungen für ein funktionierendes, effektives und nachhaltiges Matratzenrecycling zu entwickeln.

Wollen gemeinsam Lösungen für ein funktionierendes Matratzenrecycling entwickeln (v.l.): Fabian Roemer (REMONDIS Recycling), Kasia Dulko-Gaszyna (IKEA), Norbert Effertz (Synthomer), Annegret Terheiden (Evonik), Fabian Blank (Tempur Sealy), Pierre Buyze (Artilat/Novaya), Michael Puffer (Covestro), Christian Loretz (GCT), Patrick Weiss (BASF), Dr. Patrick Glöckner (Evonik), Jürgen F. Ephan (REMONDIS Recycling), Mila Skokova (H&S Anlagentechnik), Ralf Knief (H&S Anlagentechnik), Dirk Weiner (Asbestos Gruppe), Lisa Heyde (SUN GARDEN), Tamara Kovacevic (Neveon)
Anforderungen und Herausforderungen beim Matratzenrecycling
Bei allen anwesenden Unternehmen der Wertschöpfungskette besteht der große Wille, das Recycling von Matratzenschaum zu steigern, und es existieren sogar häufig schon konkrete Ideen für die zukünftige Umsetzung. Der Austausch über den eigenen Industriezweig hinweg hat neue Erkenntnisse zu Anforderungen und Herausforderungen beim Matratzenrecycling zu Tage gebracht.
Dabei kristallisierte sich unmittelbar heraus, dass die Unterstützung des Gesetzgebers beim Start des Matratzenrecyclings notwendig ist, mit dem Ziel das Recycling von Matratze-zu-Matratze zu verfolgen. Das chemische Recycling könnte hierbei möglicherweise eine Schlüsselrolle spielen, um gleichbleibende Qualitäten zu gewährleisten.
Nach Angaben des NABU fallen in Deutschland jährlich über 8 Millionen Matratzen mit einem Gesamtgewicht von über 165.000 Tonnen zur Entsorgung an
Weitere Ergebnisse der Diskussion:
- Verpflichtender Rezyklatanteil mit steigendem Anteil und unter Berücksichtigung der technischen Machbarkeit könnte vorteilhaft für den Start des Matratzenrecyclings sein
- Ein EPR-System könnte ausreichend Anreize für Hersteller schaffen, Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz zu steigern und dabei keine oder nur geringen Mehrkosten für den Verbraucher zu erzeugen
- Eine abgestimmte Position der Matratzenbranche ist notwendig, um in Richtung Politik gemeinsam Forderungen zu platzieren
- Das Unternehmerforum soll im Laufe des Jahres fortgesetzt werden.
„Das erste Unternehmerforum war ein guter Auftakt, um das Recycling von Matratzen endlich konsequenter anzugehen. Noch in diesem Jahr wollen wir den Austausch fortsetzen und die konkreten Umsetzungswege mit allen Akteuren weiterentwickeln. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!“
Jürgen F. Ephan, Geschäftsführer REMONDIS Recycling GmbH & Co. KG
Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: 169086447, Urheber: Chinnapong; Bild 2: © REMONDIS; Bild 3, 4: © Fabian Roemer