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30. Juni 2023

Mit IoT zu optimierter Kreislaufführung

Wie innovative Technologien das Recycling voranbringen

Wer meint, das Internet of Things (IoT) wäre nur in Sachen Industrie 4.0 von Bedeutung, der irrt. Auch in der Circular Economy sind smarte, vernetzte Dinge zunehmend von Bedeutung. Zwei Beispiele aus der Praxis zeigen, wohin die Reise geht.

Dienstkleidung wird zur Rohstoffquelle

Gut eine Milliarde Euro wird in Deutschland jährlich für Berufsbekleidung ausgegeben. Auch bei der Telekom spielt Corporate Fashion eine große Rolle, wobei ausrangierte Dienstkleidung lange Zeit entsorgt wurde. Das ist heute anders. Seit etwa anderthalb Jahren stehen an ausgewählten Telekom-Standorten Sammelcontainer bereit, die mit der aussortierten Dienstmontur befüllt werden können. Übers Jahr kommen so einige tausend Kilogramm Alttextilien zusammen, die sich nachhaltig verwerten lassen. Und zwar unterstützt durch eine smarte IoT-Lösung.

Füllstandsmessung per Sensor

Anders als übliche Container, sind die Sammelbehälter mit Sensoren ausgestattet, die den aktuellen Füllstand ermitteln und über ein auf IoT-Anwendungen ausgelegtes Netz der Telekom an eine Cloud übermitteln. Dort kann REMONDIS die Daten abrufen und weiß somit genau, wann welcher Sammelcontainer zu leeren ist. Das digitale Tool zur Füllstandsmessung wurde in einer Gemeinschaftsinitiative von REMONDIS, Rhenus und dem Fraunhofer IML entwickelt. In ähnlicher Besetzung wird mittlerweile an einem zweiten Vorhaben gearbeitet – dem Projekt InnoLogBat.

InnoLogBat – smarte Batterielogistik für die E-Mobilität

Verstärkt um weitere Partner befasst sich das Konsortium im Rahmen von InnoLogBat mit einer IoT-Lösung, die den Umgang mit E-Auto-Batterien in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist, das gesamte Handling der Lithium-Ionen-Akkus einfacher, sicherer und nachhaltiger zu gestalten – von der Herstellung über Einbau und Weiterverwendung im Second Life bis zum Recycling. Dazu wird eine neuartige Sensorik entwickelt, die sich als IoT-Device an die Batterien anstecken lässt. Sie soll den Zustand der Batterien überwachen und zugleich deren Standort erfassen. So ist es möglich, kritische Defekte der Energielieferanten zu erkennen, und zwar entlang des gesamten Zyklus, unabhängig davon, ob die Batterie transportiert oder gelagert ist.

Voraussetzung für Handling in großem Stil

Dass hier hoher Handlungsbedarf besteht, zeigen Erhebungen des Kraftfahrbundesamtes, wonach allein mit den batterieelektrischen Pkw derzeit jährlich mehr als 618.000 Batterien in Umlauf kommen. Eine Zahl, die bei Erreichen der E-Mobilitätsziele der Bundesregierung bis 2030 auf 15.000.000 steigen wird. Als ebenso zukunftsträchtige wie praxisorientierte Lösung schafft die durchgängige Überwachung mittels IoT-Device die bei diesen Mengen dringend gebotene Sicherheit.

Hightech für eine lange Dienstzeit

Drei Fragen an Leon Siebel-Achenbach, Experte für IoT und eingebettete Systeme beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML.

Herr Siebel-Achenbach, IoT in der Kreislaufwirtschaft. Das klingt erstmal ungewohnt. Sind die Füllstandsmessung und das InnoLogBat-Projekt exotische Außenseiter oder aussichtsreiche Wege zu mehr Nachhaltigkeit und ein Ausblick auf die Zukunft?

Leon Siebel-Achenbach: Vernetzte IoT-Lösungen bieten der Circular Economy große Potenziale und können aussichtsreiche Optionen erschließen. Sie machen es einfacher, Kreisläufe zu schließen und Komponenten wie die Lithium-Ionen-Akkus möglichst lange in der Nutzung zu halten. Also ganz klar: IoT gewinnt auch in den Feldern Abfallsammlung und Recycling deutlich an Gewicht.

Wo sehen Sie die Hauptvorteile von smarten Lösungen in der Kreislaufwirtschaft?

Leon Siebel-Achenbach: Für geschlossene Kreisläufe müssen Stoffströme über verschiedene Wertschöpfungsstufen und alle Lebenszyklusphasen hinweg dirigiert werden. Um dies effizient leisten zu können, braucht es eine enge Verknüpfung aller am Prozess Beteiligten. Und genau hier kann IoT wirksam unterstützen – mit nahtlosen Schnittstellen in der Zusammenarbeit, aber auch mit dem ereignisbasierten Informationsaustausch zu Aspekten wie Sicherheit oder Verfügbarkeit.

Stichwort Verfügbarkeit: Zahlt digitalisiertes Stoffstrommanagement im Sinne von IoT auch auf die Versorgungssicherheit sowie die aus dem Lieferkettengesetzes resultierenden Anforderungen ein?

Leon Siebel-Achenbach: Auf jeden Fall. Gerade vor dem Hintergrund immer knapperer Rohstoffe und teurer Ressourcen ist mit einem weiteren Bedeutungsschub für umwelttechnische IoT-Lösungen zu rechnen. Die technologischen Möglichkeiten sind vorhanden. Jetzt kommt es darauf an, sie entsprechend zu adaptieren, in praxistaugliche Lösungen umzusetzen und zum Einsatz zu bringen.

Bildnachweise: Bild 1, 2: DTAG; Bild 1: Freepik: lifeforstock; Bild 3: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

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