Komplexe Logistik aus Tourenplanung sowie Fahrzeug- und Ressourceneinsatz
Das hat sicherlich jeder schon erlebt: Zuhause wird Glas oder Papier gesammelt, in Taschen verstaut und zum nächsten Container gehievt, um dort festzustellen: Die Behälter sind bis zum Rand gefüllt. Da lohnt auch kein Nachschieben. Dass hinter der Leerung solcher Depotcontainer komplexe Logistik aus Tourenplanung, Fahrzeug- und Ressourceneinsatz steckt, mag die Bürgerin oder der Bürger mit den vollen Taschen in dem Moment nicht bedenken. Damit Fahrer ihre Sammeltouren künftig effizient und nachhaltig planen können und kein Weg umsonst zurückgelegt wird, hat die REMONDIS Digital Services GmbH eine Software entwickelt: BINITY.
Container mit Sensoren ausgestattet
Der eine Depotcontainer wird so stark frequentiert, dass er ständig überquillt. Der andere Behälter wird so selten genutzt, dass eine häufige Leerung unnötig ist. Eine Tour zu einem leeren Container ist weder effizient noch nachhaltig. Zeit geht verloren und der Verkehr wird belastet. Die Softwarelösung BINITY verschafft Überblick: In der digitalen Ansicht werden alle Container, Fahrzeuge und Routen dargestellt. Damit können Sammeltouren effizient geplant werden und die Sammelleistung ist transparent einsehbar. Zudem ermöglicht die Software es, neues Fahrpersonal einzuarbeiten, im Krankheitsfall zu vertreten und bei ungeplanten Unterbrechungen an gleicher Stelle wieder einzusteigen. Alle Daten sind auf einen Blick – oder besser Klick – verfügbar. Und auch Einblick verschafft BINITY: indem Container mit Sensoren ausgestattet werden, die den Füllstand messen.
In BINITY werden alle Container, Fahrzeuge und Touren in einer Karte dargestellt. Das bietet Überblick bei der Planung von Sammeltouren
Digitales Cockpit
Im ersten Schritt wird die aktuelle Arbeitsweise digitalisiert. Dabei werden Tourenpläne, die in Excel oder handschriftlich vorliegen, ins System übertragen. Im „digitalen Cockpit“ haben die Fahrer viele Möglichkeiten. Sie können im laufenden Betrieb sehen, welche Standorte noch geleert werden müssen, Füllstände eintragen oder Fotos und Kommentare hinzufügen. So füllt sich die digitale Datenbank mit Informationen, die die Tourenplanung unterstützen.
Im Landkreis Heilbronn ist BINITY bereits im Einsatz. Ausgangslage war eine Sammeltour für Weißblechdosen: 300 Container, die innerhalb einer Woche von einem Fahrzeug angefahren werden. „Unser Ziel war es, der Disposition ein einfaches und zweckdienliches EDV-Werkzeug zur Planung und Optimierung der Tagestouren an die Hand zu geben“, erklärt Niederlassungsleiter Tobias Kutz. Das hat sich ausgezahlt: Mit BINITY konnte die Einsatzzeit des Fahrzeugs von fünf auf vier Tage reduziert werden.
Mit BINITY wird kein Weg umsonst zurückgelegt. Das spart Zeit, die an anderer Stelle effizient genutzt werden kann.
Gerade die Live-Daten bieten einen Mehrwert, weil immer wieder Kunden nach dem aktuellen Erledigungsstand der Touren fragen: „Die telefonische Rückkopplung mit dem Fahrpersonal entfällt, da dieses die geleerten Behälter auf dem Tablet markiert und dann zum nächsten Container gelotst wird.“ Tobias Kutz ist zufrieden mit den bisherigen Erfahrungen und unterstreicht: „Die enge Zusammenarbeit mit dem REMONDIS Innovation Hub trägt entscheidend zur erfolgreichen Nutzung der Softwarelösung bei.“
Der REMONDIS Innovation Hub verfolgt das Ziel, aus Ideen marktfähige Lösungen zu entwickeln. BINITY ist bereits das zweite Produkt, das über REMONDIS Digital Services vermarktet wird.
Den Füllstand im Blick
Was in Heilbronn gut funktioniert, mag in anderen Sammelgebieten weniger passen. BINITY kann individuell angepasst und erweitert werden. Die Tourenplanung ist sowohl statisch (ohne Sensorik) als auch dynamisch (volle Sensorik) oder hybrid möglich.
Besonders weit abgelegene oder stark frequentierte Container stellen eine Herausforderung dar, denn es fehlt sozusagen der Blick ins Innere. Wann lohnt es sich, den jeweiligen Behälter anzufahren? Hier hilft die dynamische oder hybride Lösung: Jeder Container (dynamisch) oder eine Auswahl (hybrid) wird mit einem Sensor ausgestattet, welcher den Füllstand erfasst. Diese Werte werden genutzt, um die optimalste Tour am jeweiligen Tag automatisch zu ermitteln. Sendet ein Sensor einen niedrigen Füllstand, muss der Container noch nicht geleert werden. Ebenso kann ein Überlaufen vermieden werden.
Ob in der Stadt oder auf dem Werksgelände
Was im Stadtverkehr gilt, lässt sich auch auf das Werksgelände eines Industriekunden übertragen. In BINITY können Werke nachgebildet und Containerstandorte auf der Karte verortet werden. Per App können Leerungsaufträge an das Entsorgungsunternehmen vergeben werden. Auch Sensoren zur Füllstandsmessung oder GPS-Verfolgung können ergänzt werden. So lassen sich die innerbetrieblichen Entsorgungsprozesse digital überwachen und optimieren.
Mit BINITY wird kein Weg umsonst zurückgelegt. Das spart Zeit, die an anderer Stelle effizient genutzt werden kann. Was aber noch entscheidender ist: Die Software leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Jeder vermeidbare Weg bedeutet weniger CO2-Emissionen. So kommt die Lösung doch allen zugute. Den Bürgern bei ihrer Abfallentsorgung. Den Fahrern bei ihrer täglichen Arbeit. Und unserer Erde, die es zu schützen gilt.
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