Heiß war es – Rekordsommer 2022
Der Sommer 2022 hatte es in sich. Im Rückblick wird er womöglich so etwas wie eine Zeitenwende sein – das Jahr, in dem klar wurde, dass sich etwas verändert und wir darauf reagieren müssen. Der Sommer 2022 gehört laut der Statistik zu den trockensten, sonnenscheinreichsten und wärmsten Sommern seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Gleich mehrere Rekorde fielen:
Die durchschnittliche Sonnenscheindauer lag mit 820 Stunden so hoch wie nie.
Mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von nur 145 Litern pro Quadratmeter wurde der Sollwert um 40 Prozent unterschritten.
Was daraus folgt war ebenfalls deutlich abzulesen: sehr hohe Waldbrandgefahr in weiten Teilen Deutschlands, Rekordwaldbrände wie in Brandenburg, Trockenschäden an immer mehr Bäumen, Dürreschäden in der Landwirtschaft, Niedrigwasser und ausgetrocknete Bach- und Flussläufe, und nicht zuletzt körperliche Beschwerden bei der Bevölkerung.
Hitze ist anstrengend für Mensch und Natur
Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts, des Umweltbundesamtes und des Deutschen Wetterdienstes haben hohe Sommertemperaturen in den Jahren 2018 bis 2020 zu tausenden hitzebedingten Sterbefällen geführt. Auch wenn die Studie zeige, dass Menschen sich in gewissem Umfang wohl an Hitze anpassen könnten, so die Forschenden, seien Hitzeereignisse eine ernst zu nehmende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen. Voraussetzung für eine Anpassung an Hitze seien Verhaltensänderungen wie etwa das ausreichende Trinken und das Aufsuchen schattiger Räume.
Aktionspläne und Maßnahmen bei den ÖPP
Die Anpassung an eine Hitzewelle ist Aufgabe der Kommunen – allerdings bislang freiwillig. Das macht die Finanzierung von Maßnahmen oft schwierig. Laut einer Umfrage (KOMMUNAL 2022) beschäftigen bislang von den 11.000 Kommunen in Deutschland erst rund 800 Städte und Gemeinden einen Hitzemanager. Die Bandbreite von Maßnahmen bei Hitze reichen von kurzfristigen Aktionen wie der Bereitstellung von kühlen Räumlichkeiten, längerer Öffnungszeiten von Freibädern, flexibleren Arbeitszeiten und klimatisierten Büros bis zu langfristigen Maßnahmen wie Baumpflanzungen im Stadtgebiet, dem Anlegen von Dachgärten und der Förderung von grünen Dächern und Fassaden. Die Öffentlichen-Privaten Partnerschaften (ÖPP) von REMONDIS unterstützen die Kommunen mit ihrer Arbeit und ihrem Know-how bei solchen Maßnahmen gegen Hitze und der Entwicklung klimastabiler Stadträume. Drei Beispiele:
Maßnahmen in Oberhausen, Frankfurt und Lünen
Die Maßnahmen gegen Hitze sind so vielfältig wie die Aufgaben und Kompetenzfelder der 55 ÖPP von REMONDIS. Wir haben bei dreien nachgefragt: „Die Arbeit auf dem Wagen ist bei knapp 40 Grad deutlich anstrengender als an kühleren Tagen“, sagt Karsten Woidtke, operativer Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO). „Wir setzen auf einige Maßnahmen, um den Arbeitsalltag angenehmer zu gestalten. Beispielsweise verlegen wir die Arbeitszeiten etwas nach vorne, sodass die Teams morgens früher starten. Das ist allgemein gut angekommen.“ Zudem werden alle Mitarbeitenden mit Getränken versorgt. Die Zentrale der WBO soll klimatechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden. „Unsere Klimaanlage wird aktuell modernisiert und wir prüfen die Installation einer großen Photovoltaikanlage bei uns auf dem Dach, um unseren Eigenbedarf an Strom zukünftig zu decken“, zählt Woidtke auf. Zudem werde die Fahrzeugflotte mit alternativen Antrieben ergänzt.
„Die Stadtplaner von Oberhausen arbeiten an Ideen, um den Grünanteil im Stadtgebiet zu erhöhen“, berichtet Woidtke. Zudem liege ein Fokus darauf, das Wasser in der Stadt zu erhöhen, indem Bäche und Wasserläufe wieder angehoben werden und sie oberirdisch durch die Stadt fließen.
Bei der Umsetzung dieser Pläne kommt die WBO ins Spiel. „Ein weiterer wichtiger Punkt ist der geplante Starkregenradar in der Innenstadt“, so Woidtke weiter. „Und wir sind gemeinsam mit der Stadt dabei, das Kanalnetz daraufhin zu überprüfen, ob Pumpwerke, Rückhaltebecken und Deiche intakt sind und im Falle von Starkregenereignissen mit den Wassermengen fertig werden.“
Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) kümmern sich in Oberhausen mit rund 400 Mitarbeitenden um Abfallsammlung, Stadtreinigung, Kanal- und Straßenbau sowie Stadtentwässerung. Die WBO unterhält eine Flotte von rund 170 Fahrzeugen und besitzt eine große eigene Werkstatt.
Auch die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES), zuständiger Entsorger für die Stadt Frankfurt am Main, ist an ähnlichen Themen dran. „Angesichts der steigenden Zahl von Hitzetagen arbeiten wir gemeinsam mit unserem Arbeitsschutz an einer langfristigen Lösung, die Arbeitszeiten im Sommer nach vorne zu verlegen“, berichtet FES-Pressesprecher Stefan Röttele. Das sei im Hinblick auf die Lärmschutzvorschriften kein leichtes Vorhaben. Man versuche die Stadt Frankfurt als Immissionsbehörde davon zu überzeugen, dass es, ähnlich wie in Essen oder in der kleinen Nachbargemeinde Bad Vilbel, für die Entsorgung und Straßenreinigung Ausnahmen bräuchte. In beiden Städten wurde eine solche Vorverlegung der Arbeitszeiten im Sommer bereits ermöglicht.
Zu den sich ändernden Rahmenbedingungen und einer sich im Sommer stark aufheizenden Stadt gehört auch die Bewässerung der jungen Stadtbäume, die ansonsten verdursten würden.
Für FES ist das eine Möglichkeit, mit der entsprechenden Umrüstung Winterdienstfahrzeuge einzusetzen. „Wir sind in der Pilotphase für ein digitales Bewässerungssystem für unsere Stadtbäume“, berichtet Röttele. „Dabei messen wir mit Sensoren im Boden das Boden-Wasserpotenzial der Bäume, außerdem die Bodentemperatur und schließlich die Bodenfeuchte. Davon ausgehend bestimmen wir den Wasserbedarf, der mit Hilfe von LoRaWAN, einer Funktechnologie, immer aktuell in der Einsatzzentrale oder Disposition nachzuvollziehen ist.“
Mehr über das digitale Bewässerungssystem erfahren Sie hier
Die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) ist die zurzeit größte von REMONDIS betriebene ÖPP. Die Partnerschaft zwischen REMONDIS und der Stadt Frankfurt begann im Jahr 1995. Heute arbeiten über 1.900 Beschäftigte bei der FES, die als größtes Entsorgungsunternehmen in der Rhein-Main-Region Dienstleistungen rund um Entsorgung und Flächenreinigung für Kommunen, Industrie, Handel, Gewerbe und Privatkunden übernimmt.
Getränke, Sonnenschutz und Sonnenhut als tägliche Begleiter
Jahreszeitlich angepasste Arbeitszeiten sind bei den Wirtschaftsbetrieben Lünen (WBL) bereits üblich – auf jeden Fall im Bereich Grünflächenmanagement, Stadtreinigung und Straßenunterhaltung. „Im Sommer starten unsere Teams bereits gegen 6:30 Uhr, im Winter entsprechend später“, berichtet Stefan Jonic, einer der beiden Geschäftsführer der WBL. Die Teams werden mit ausreichend Getränken versorgt, ebenso wie mit Sonnenschutzmitteln. „Wir können da keine Vorschriften machen, aber wir sind beratend unterwegs und machen auf die Wichtigkeit von Sonnencreme und Kopfbedeckung aufmerksam.“ Denn die Teams des Grünflächenmanagements, der Stadtreinigung und der Straßenunterhaltung der WBL arbeiten täglich viele Stunden unter freiem Himmel.
Trockenstress bei Bäumen und Pflanzen
Bei der Umsetzung dieser Pläne kommt die WBO ins Spiel. „Ein weiterer wichtiger Punkt ist der geplante Starkregenradar in der Innenstadt“, so Woidtke weiter. „Und wir sind gemeinsam mit der Stadt dabei, das Kanalnetz daraufhin zu überprüfen, ob Pumpwerke, Rückhaltebecken und Deiche intakt sind und im Falle von Starkregenereignissen mit den Wassermengen fertig werden.“
„Einer unserer wichtigen Aufgaben ist die Pflege und der Erhalt der rund 34.000 Bäume im Stadtgebiet Lünen“, erläutert Stefan Jonic. „Pro Jahr pflanzen wir bis zu 400 Bäume nach. In den ersten fünf Jahren werden sie von uns über die Gießringe mit Wasser versorgt.“ Auffallend im Sommer 2022: Hitzetage und anhaltende Trockenheit ließen den Durst der Bäume steigen. „In anderen Jahren haben wir ein Team im Einsatz, um die Bäume zu bewässern. In diesem Sommer mussten wir den Gießrhythmus deutlich erhöhen und wir waren mit drei Teams unterwegs und werden für den kommenden Sommer in ein weiteres Fahrzeug mit Gießarm investieren.“ Zudem kümmert sich die WBL um die Zukunft des Stadtgrüns. „Wir haben in diesem Jahr Testbepflanzungen angelegt, um zu prüfen, welche Pflanzen besonders trockenresistent sind und die heißen Sommer in der Stadt besser überstehen können“, berichtet Stefan Jonic. Ein Know-how, das der Stadt Lünen zugutekommt und die Qualität der Arbeit der WBL optimiert.
Wachsende Aufgaben für Baumkontrolleure
Bäume sind für ein gesundes Stadtklima im Sommer wichtiger denn je. Sie bringen Kühlung, binden CO², liefern Sauerstoff und spenden Schatten. Doch die Klimaveränderung macht traditionellen Stadtbäumen wie Birke, Buche, Platane und Kastanie schwer zu schaffen. Wird das Wasser knapp, reagieren Bäume mit dem Abwurf der Blätter. „Das Laubthema ist viel langfristiger geworden“, berichtet Stefan Jonic. „Im Sommer 2022 begannen viele Bäume bereits im Juli erste Blätter abzuwerfen und dementsprechend mussten wir mit der Laubbeseitigung beginnen. Stadtbäume, wie die mehr als 30 Meter hohen Platanen in Lünen, reagieren auf Trockenstress mit lichten Kronen. Die Trockenheit hat zur Folge, dass Bäume aus großen Höhen, relativ dicke Äste abwerfen – eine Gefahr für Mensch, Fahrzeug und Bebauung. „Unser Baumkontrolleur prüft im Jahresverlauf die städtischen Bäume und meldet, an welchen Exemplaren wir Schneideaktionen oder sogar Fällungen vornehmen müssen. Diese Meldungen nehmen stetig zu und werden zukünftig ein noch dringenderes Thema werden.“
Die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) kümmert sich in Kooperation mit der Stadt Lünen um Abfallsammlung, Stadtreinigung und das Grünflächenmanagement samt Straßenunterhaltung. 230 Mitarbeitende sind bei der WBL beschäftigt. Die Flotte umfasst 90 Fahrzeuge.
Ausblick
Hitzetage, Trockenheit und Sonneneinstrahlung sind Themen, die in Zeiten des Klimawandels in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung zunehmen werden. Der Sommer 2022 wird im Rückblick wahrscheinlich die Zeitenwende sein. „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, sagt Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zusammen, mit Blick auf die ersten Auswertungen der bundesweit mehr als 2.000 Messstationen. Damit Städte auch im Sommer lebenswert bleiben, werden die Maßnahmen für hitze- und trockenstabile Städte zunehmen und differenzierter werden müssen.
Das Prinzip der Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) existiert bereits seit über 100 Jahren. Ein alter Hut ist es deshalb noch lange nicht. Gerade unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geht die ÖPP mit zahlreichen Vorteilen einher und erschließt den Kommunen ressourcenschonende Potenziale, die ihnen ansonsten verborgen bleiben. Zum Beispiel in Form von über 250 Aufbereitungs- und Behandlungsanlagen und daraus resultierender Qualität beim Recycling und bei der Wasseraufbereitung. Insgesamt ist REMONDIS an rund 55 Gemeinschaftsunternehmen beteiligt.
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