Heimwerken ist schön, zum Beispiel kann die Hobbyhandwerkerin dem Bad zu neuem Glanz verhelfen. Doch wer fährt schon gerne nach vollbrachtem Werk mit dem eigenen Auto voller Bauschutt am Freitag zum Wertstoffhof, wenn am Sonnabend der Ausflug mit der Familienkutsche zum Badesee ansteht – natürlich erst nach einer ordentlichen Innenreinigung. Und wenn man dann noch am Ziel 30 Minuten Wartezeit dazu kommen, bevor man abladen kann, ist die Laune endgültig im Keller. In Mülheim an der Ruhr hat die MEG deshalb nach einer Probephase eine Echtzeit-Wartezeit-Anzeige in den Regelbetrieb genommen. Sie hilft Nutzern, Wartezeiten zu vermeiden. Und auch sonst: Um die Nutzung von Wertstoffhöfen für die Bürgerinnen und Bürger attraktiver zu machen, können digitale Lösungen helfen.
Die MEG Mülheimer Entsorgungsgesellschaft mbH hat deshalb zusammen mit dem Partner regio IT eine digitale Echtzeit-Wartezeit-Anzeige für den Wertstoffhof entwickelt, die vor Ort die Auslastung misst. Integriert ist die Wartezeit in der App der MEG und auf der Website des Unternehmens. Mit der Anzeige eröffnet man den Nutzern die Möglichkeit, einen Besuch besser zu planen oder ihn im Falle langer Wartezeit zu verschieben – ohne sich vorher auf den Weg zu machen.
Die Idee einer aktuellen Messung ist 2022 aus der Erfahrung entstanden, dass lange Warteschlangen vor dem Wertstoffhof nur in Ausnahmefällen vorhersehbar sind. Ein wetterabhängiger oder saisonal bedingter Besucheransturm war für die Mitarbeitenden des Wertstoffhofes trotz langjähriger Erfahrungen meist eine arbeitsreiche Überraschung. Vor der Einfahrt des Sammelpunktes misst nun eine Kamera mit einer speziellen Software das Verkehrsaufkommen und das Ende der Warteschlange auf einer definierten Strecke.
Eingeteilt ist die Straße in vier Abschnitte, aus denen sich die angezeigten Wartezeiten von circa 5, 10, 20 oder 30 Minuten ergeben. Die Kamera erfasst nur die Positionen der stehenden Fahrzeuge. Daraufhin übermittelt die Kamera die Abschnittsmessungen in einem Zwei-Minutentakt an die Abfall-App und Website der MEG: Damit wird immer ein aktueller Stand geliefert, der ein Anhaltspunkt für die Wartezeit ist. In der Probephase wurde unter anderem die Umrechnung von Zahl der wartenden Autos in Wartezeit kalibriert.
Der Erfolg gibt der MEG recht: Nach dem einjährigen Testbetrieb hat sich die Anzahl der Tage erkennbar verringert, an denen es zu langen Wartezeiten kommt. In Kombination mit weiteren Maßnahmen zieht man in Mülheim deshalb ein positives Fazit für die Wartezeit-Anzeige.
Der digitale Wertstoffhof
Neben der Vorab-Information über die Wartezeit gibt es weitere digitale Stellschrauben, um die Nutzung eines Wertstoffhofes für die Nutzer attraktiver zu machen. So setzt man in Coesfeld einerseits auf Selbstbedienungslösungen, die den Zugang zum Wertstoffhof bzw. zu einem abgetrennten Abgabebereich auch außerhalb der Standardöffnungszeiten ermöglicht. Digitale Zugangskontrollen über eine App helfen, eine geregelte Abgabe sicherzustellen. Und bei der Bezahlung setzt man in Coesfeld auch auf die digitale Variante, um die Abläufe zu vereinfachen.
Insgesamt öffnet die Digitalisierung den Weg zu einem Betrieb der Wertstoffhöfe, die sich mehr an den Bedürfnissen und zeitlichen Möglichkeiten vieler Nutzer orientiert – ohne dabei auf Kosten der Mitarbeitenden zu gehen. Denn in der Recyclingbranche weiß man längst, dass Wertstoffhöfe als Bringsystem für die Nutzer zugänglicher werden müssen. Nur so wird man den unbefriedigenden Erfassungsquoten in Bereichen wie Bioabfall oder Elektroschrott beikommen können.
Über MEG
Seit mehr als 20 Jahren gehört die MEG Mülheimer Entsorgungsgesellschaft mbH zu Mülheim wie die Ruhr zu Stadt. Die MEG ist eine gemeinsame Gesellschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr (51 %) und der REMONDIS Kommunale Dienste West GmbH (49 %). Das Unternehmen im Dienste der kommunalen Daseinsvorsorge beschäftigt 240 Mitarbeitende. Es ist tätig in den Geschäftsfeldern Abfallentsorgung und -beratung, Straßenreinigung und Winterdienst und bietet über den kommunalen Bereich hinaus für Privat-, Industrie und Gewerbekunden unter anderem einen Containerdienst, ganzheitliche Entsorgungskonzepte sowie viele weitere Dienstleistungen an.
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