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9. September 2022

Der perfekte Sturm

Die Personalprobleme in der Kreislaufwirtschaft verschärfen sich. Sorgt der Fachkräftemangel bereits heute für enge Personalpläne, droht bei Krankheitswellen und in der Urlaubszeit das System künftig zu kollabieren. Die Daseinsvorsorge ist gefährdet – wenn wir nicht gegensteuern.

Manchmal ergänzen sich negative Ereignisse, verstärken sich wechselseitig und drohen zu einem Sturm zu werden. Genau das ist in den vergangenen Wochen in den zahlreichen Betrieben der Kreislaufwirtschaft geschehen: die Sommerwelle der Corona-Pandemie ließ mitten in der Urlaubszeit den Krankenstand in den Unternehmen in die Höhe schnellen. Touren fielen in der Folge aus, weil das Personal fehlte und auch in einigen Sortier- und Recyclinganlagen gab es massive Probleme.

Unsere Branche konnte gerade noch das Schlimmste verhindern, weil eigentlich nicht mehr operativ tätige Mitarbeiter kurzfristig reaktiviert worden sind. Ihrem Einsatz ist es letztlich zu verdanken, dass die Touren mit einigen Tagen Verspätung nachgeholt werden konnten.

Für die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft wie für alle Dienstleistungen der Daseinsvorsorge ist die derzeitige Personallage ein Schuss vor den Bug. Der nächste Sturm kommt bestimmt. Und was uns erwartet, könnte die aktuelle Personalkrise wie ein laues Lüftchen aussehen lassen. Es wäre der perfekte Sturm.

310.000 Menschen arbeiteten nach dem letzten
veröffentlichten Statusbericht der deutschen
Kreislaufwirtschaft im Jahr 2019 in unserer Branche.

Fachkräftemangel gefährdet die Daseinsvorsorge

Denn die Personalsituation wird sich so schnell nicht bessern. Die Kreislaufwirtschaft gehört seit Jahren zu jenen Wirtschaftszweigen, die mit am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen ist. 310.000 Menschen arbeiteten nach dem letzten veröffentlichten Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft im Jahr 2019 in unserer Branche. Der Bedarf ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, unter anderem weil das Recycling besser und die Stoffströme in der Folge komplexer geworden sind.

Dadurch steigt der Logistikaufwand. Doch an Lkw-Fahrern mangelt es schon lange. Rund 425.000 Fahrer fehlten nach Schätzungen der World Road Transport Organisation Ende 2021 in Europa. Der Ukraine-Krieg soll sich die Zahl der unbesetzten Stellen innerhalb weniger Wochen auf 600.000 erhöht haben. Allein in Deutschland fehlen bis zu 80.000 Fahrer. Und die Lage verschärft sich weiter. Jährlich gehen allein in Deutschland mindestens 40.000 Fahrzeugführer in Rente, aber nur schätzungsweise 20.000 Fahrer rücken nach.

Doch es geht es nicht nur um Fahrer. In den Unternehmen der Kreislaufwirtschaft ist ein Viertel der Belegschaft 55 Jahre und älter. Diese Mitarbeiter in den kommenden Jahren zu ersetzen wird bereits eine Herausforderung, neue für die Branche zu gewinnen noch eine viel größere.

Denn die letzten der so genannten Babyboomer gehen in Rente, jene geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1950 und 1964. Die nachfolgenden Generationen sind allesamt deutlich kleiner. Die “Generation Z” – geboren zwischen 1996 und 2010 – ist nur noch halb so groß. In der Folge gehen viele Unternehmen bei der Stellenbesetzung leer aus. Von den rund eine Million offenen Stellen im vergangenen Jahr konnten etwa 350.000 nicht besetzt werden, berichtet das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). Am leergefegten Arbeitsmarkt tobt längst ein „War for Talents“ – und es geht dabei längst nicht mehr nur um die Besten eines Studienjahrgangs.

Nachhaltigkeit zählt: Unternehmen der Kreislaufwirtschaft haben gute Chancen

Dabei haben die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft gute Chancen, als Arbeitgeber positiv aufzufallen. Denn Nachhaltigkeit ist am Arbeitsmarkt längst ein Attraktivitätsfaktor. Was ist nachhaltiger als Ressourcen zu schonen, das Klima zu schützen und tagtäglich dafür zu arbeiten, Wachstum und Wohlstand innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen? Recyclingunternehmen wie REMONDIS müssen nicht erst nachhaltig werden. Wir leben Nachhaltigkeit Tag für Tag!

Für die nächsten Stürme rüsten: die REMONDIS-Ausbildungsinitiative

REMONDIS hat daher eine Ausbildungsinitiative gestartet, um junge Menschen für die Kreislaufwirtschaft zu begeistern. Mit einigem Erfolg: 1.396 junge Menschen lassen sich derzeit bei REMONDIS und seinen öffentlich-privaten Partnerschaften für zahlreiche Berufe in der Kreislaufwirtschaft ausbilden, insgesamt 1.920 Azubis sind es in der gesamten RETHMANN-Gruppe. Über 400 junge Menschen haben sich allein in diesem Jahr für einen Ausbildungsplatz bei REMONDIS entschieden. Die gesamte RETHMANN-Gruppe hat über 600 neue Azubis gewinnen können.

Zu den Top-Berufen zählen Berufskraftfahrer: 358 junge Menschen lassen sich derzeit von REMONDIS zum Lkw-Fahrer ausbilden. Sie wissen: bei uns erwartet sie nicht nur eine faire Bezahlung, sondern auch eine Work-Life-Balance, die Zeit für Familie und Freizeit lässt. Hinzu kommen unter anderem 183 Azubis für Industriekaufleute und 119 junge Menschen, die bei uns eine Ausbildung zum Kaufmann oder Kauffrau für Büromanagement absolvieren.

Die Kreislaufwirtschaft: zukunftsträchtig, nachhaltig und sinnstiftend

Die Zahlen belegen, dass die Kreislaufwirtschaft für junge Menschen eine attraktive Branche sein kann – wenn wir sie selbstbewusst so darstellen, wie sie ist: zukunftsträchtig, nachhaltig und sinnstiftend. REMONDIS wird auch in den kommenden Jahren seinen Teil dazu beitragen, den Fachkräftemangel in der Recyclingindustrie abzumildern. Sonst droht uns der perfekte Sturm, der zuerst die Betriebe unserer Branche und dann die gesamte Gesellschaft treffen wird. Denn sauberes Trinkwasser, Circular Economy und Klimaneutralität wird es ohne die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft nicht geben.

Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: oraziopuccio, Adobe Stock: Руслан Галиуллин, Adobe Stock: aetb, Adobe Stock: Glebstock; Bild 2: Adobe Stock: oraziopuccio, Adobe Stock: Руслан Галиуллин; Bilder 3–5: REMONDIS

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