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22. Dezember 2023

Stabiler Anker in unruhigen Zeiten

Studie belegt: deutsche Familienunternehmen sind resilienter und nachhaltiger erfolgreich als die bekannten DAX-Konzerne

Krisen, so scheint es, gehören seit einiger Zeit zur Tagesordnung. Während die Pandemie noch abflacht, bringen das Kriegsgeschehen in der Ukraine und die Energiekrise neue Unsicherheiten. Gleichzeitig steigen die Inflationsraten. Befürchtungen im Hinblick auf eine weltweite Rezession gewinnen an Gewicht. In diesem herausfordernden Umfeld bewähren sich Familienunternehmen als stabilisierender Faktor. Denn Studien belegen: Auch in schwierigen Phasen schaffen Familiengesellschaften weiterhin Wertschöpfung und Arbeitsplätze.

Als wesentlicher Teil der Wirtschaft stehen Familienunternehmen wie REMONDIS in der allgemeinen Einschätzung seit jeher für Stabilität und Zuverlässigkeit. Grund hierfür ist nicht nur ihre Prägung durch unternehmerische Verantwortung, sondern auch die generationenübergreifende Ausrichtung. Um ihr Geschäft im Sinne der langfristigen Perspektive zukunftssicher aufzustellen, zeigen sie selbst bei konjunkturell weniger günstigen Rahmenbedingungen eine hohe Investitionsbereitschaft. Gleichzeitig sind Unternehmen in Familienbesitz aber auch besonders wendig. Durch flache Hierarchien und kurze Abstimmungsprozesse können sie in der Regel schnell entscheiden und somit flexibel auf Veränderungen reagieren.

Dass Familienunternehmen aufgrund ihrer speziellen Eigenschaft besonders resilient sind, dokumentiert häufig schon allein ihr Alter: Die größten deutschen Unternehmen in Familienhand blicken im Schnitt auf eine knapp 100-jährige Geschichte zurück. Über Jahrzehnte hinweg haben sie in dieser Zeit Märkte fortentwickelt, ihre Marktposition ausgebaut und Beständigkeit in Krisen unterschiedlichster Art bewiesen. So auch während der Coronakrise, wie eine Studie der Stiftung Familienunternehmen belegt. Für die umfangreiche Studie wurden Daten zu den 500 beschäftigungs- und umsatzstärksten Familiengesellschaften mit Sitz in Deutschland zusammengetragen. Auf der Zeitschiene deckt die Untersuchung die Jahre 2011 bis 2020 ab. Sie umfasst somit auch das erste und wirtschaftlich härteste Pandemiejahr.

Mehr Jobs geschaffen als die DAX-Unternehmen – von 2011 bis 2020 bauten die großen Familiengesellschaften den Kreis ihrer inländischen Beschäftigten um 25 Prozent aus. Bei den DAX-notierten Unternehmen wuchs die Belegschaft um vier Prozent.

Jobmotor und verlässlicher Arbeitgeber: Familienunternehmen bieten Beschäftigungssicherheit

2020, im Jahr eins der Pandemie, sah es auf dem deutschen Arbeitsmarkt düster aus. Im Jahresdurchschnitt erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 429.000 Menschen und noch nie befanden sich so viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Ganz anders die Situation bei den Familiengesellschaften. Während die Gesamtbeschäftigung in Deutschland erstmals seit zehn Jahren wieder sank, bauten sie den Kreis ihrer Mitarbeitenden weiter aus – trotz Coronakrise und trotz der generell abwärts gerichteten Konjunktur.

Den Studienergebnissen zufolge stieg die inländische Mitarbeiterzahl der familiären Top 500 im Jahr 2020 von 2,82 Millionen auf 2,84 Millionen Beschäftigte. Weltweit vergrößerten die Unternehmen in Familienbesitz ihre Belegschaft von 6,0 Millionen auf 6,04 Millionen Mitarbeiter. Beide Entwicklungen bestätigen einen Trend, den die Stiftung Familienunternehmen bereits bei vorangegangenen Studien beobachtete: In schwierigem konjunkturellen Fahrwasser und sogar bei größeren Umsatzschwankungen reagieren Unternehmen in Familienhand nicht mit entsprechenden Beschäftigungsanpassungen.

Um die Personalentwicklung der Familienunternehmen besser einschätzen zu können, vergleicht die Studie die ermittelten Werte der Top 500 mit den gleichartigen Kennzahlen der DAX-Unternehmen, also der Königsklasse der deutschen Aktiengesellschaften. Basis ist dabei der 2020 noch bestehende DAX 30, zu dem seinerzeit auch vier Familienunternehmen zählten. Die im DAX notierten Familiengesellschaften wurden für den Vergleich den Familienunternehmen zugezählt. Das Ergebnis der Gegenüberstellung bestätigt: Während Firmen in Familienbesitz im ersten Pandemiejahr neue Arbeitsplätze schafften, bauten die Aktiengesellschaften des DAX Beschäftigung ab. Ein Effekt, der sich nach Angaben der Studie in dieser Form schon bei der Finanzkrise 2008/2009 beobachten ließ.

Betrachtet man den Gesamtzeitraum der Studie, so stellten die größten deutschen Familiengesellschaften von 2011 bis 2020 weltweit über 1,5 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze bereit; DAX-Unternehmen hingegen nur rund 390.000. Bezogen auf Deutschland kamen bei Firmen in Familienhand mehr als 585.000 Arbeitsplätze hinzu, während von den DAX-Mitgliedern gut 48.000 neue Jobs geschaffen wurden. Auch auf der Umsatzseite zeigten die Familiengesellschaften in der betrachteten Dekade eine stärkere Performance. Im Schnitt erzielten sie ein Wachstum von 3,77 Prozent. Die DAX-Unternehmen konnten im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 1,69 Prozent zulegen.

Finanziell gut abgesichert – die Eigenkapitalquote der Top-500-Familienunternehmen lag 2020 rund 15 Prozentpunkte über dem allgemeinen Durchschnitt.

„Gerade mit Blick auf die aktuellen Preis- und Rohstoffkrisen und die Gefahren für die Konjunktur sollte sich die deutsche Öffentlichkeit bewusst sein: Familienunternehmen sind der Stabilitätsanker Deutschlands und tragen maßgeblich zu unserem Wohlstand bei. Die Untersuchung zeigt, dass Familienunternehmen Krisen bisher nachweislich besser überstehen und ihre Belegschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten konnten – gerade am Standort Deutschland.“

Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen

Familienunternehmen sind eine wichtige Säule der Wirtschaft

Familien gehörende Unternehmen überzeugen aber nicht nur zu Krisenzeiten. In der Wirtschaftslandschaft nehmen sie generell eine bedeutende Rolle ein, vor allem in Deutschland. Rund 90 Prozent aller inländischen Firmen sind Familiengesellschaften. Mehr als 200 von ihnen erzielen Umsätze in Milliardenhöhe. Und beinahe 60 Prozent aller deutschen Arbeitsplätze werden von Unternehmen in Familienbesitz bereitgestellt. Auch auf internationaler Ebene haben Familienunternehmen die Nase vorn. Laut dem „Family Business Index 2023“ von Ernst & Young steigerten die globalen Top-500-Familiengesellschaften ihren Umsatz zuletzt um durchschnittlich 14 Prozent und wuchsen damit ungeachtet aller Krisen stärker als die Weltwirtschaft. Rechnet man die Umsätze der international größten Familiengesellschaften zusammen, ergibt sich eine Gesamtsumme von mehr als acht Billionen US-Dollar. Wäre die weltweite Spitzengruppe der Familienunternehmen ein Staat, würde sie mit dieser Summe im globalen Ranking der Volkswirtschaften nach den USA und China den dritten Platz belegen.

Quelle: Institut für Mittelstandsforschung Mannheim, eigene Berechnungen

Optimistisch in die Zukunft: Familienunternehmen richten den Blick nach vorn

Auch das zweite Pandemiejahr haben die Familienunternehmen relativ gut gemeistert. Dies belegt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, für die deutsche Familiengesellschaften mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz befragt wurden. Ende 2021 waren demnach 56 Prozent der Firmen in Familienbesitz mit der Geschäftslage zufrieden, aber nur 49 Prozent der nicht in Familienhand befindlichen Mittelständler. Im Zuge ihrer Wachstumsstrategie wollten zu diesem Zeitpunkt 33 Prozent der Familienunternehmen ihre Investitionen steigern und 32 Prozent den Mitarbeiterkreis erweitern. In beiden Feldern waren die Familien zuzuordnenden Unternehmen dabei optimistischer aufgestellt als vergleichbare andere Unternehmen.

Auch international ein Erfolgsmodell – 78 der 500 weltweit größten Familienunternehmen sind in Deutschland zu Hause.

Neben den angestammten Stärken der Familiengesellschaften dürfte auch ihre gute Kapitaldecke dazu führen, dass Unternehmen dieses Typs herausfordernde Zeitabschnitte besser überbrücken können. Der Stiftung Familienunternehmen zufolge lag die Eigenkapitalquote der Familiengesellschaften in den Jahren 2011 bis 2020 im Schnitt zwischen 41 und 45 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Quote aller Unternehmen lag 2020 bei 28,5 Prozent. Hohe Eigenkapitalquoten jedoch sind ein deutlicher Faktor für finanzielle Stabilität und verschaffen Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Strategien mehr Unabhängigkeit.

Familie als Erfolgsfaktor

Interview mit Norbert Rethmann, Ehrenaufsichtsratsvorsitzender der RETHMANN-Gruppe

Wenn Norbert Rethmann den Raum betritt, wird eines sofort deutlich: Alter spielt keine Rolle. Abgesehen von der aktuellen Unternehmensführung ist kaum jemand besser und umfassender über die Situation und die Zukunftsperspektiven der von seinem Vater Josef 1934 gegründeten und von ihm selbst ab den frühen sechziger Jahren aufgebauten Unternehmensgruppe informiert. Zwar hat er längst die Führung der Spartengesellschaften REMONDIS, SARIA und Rhenus in die Hände seiner vier Söhne, der dritten Unternehmergeneration, gegeben. Und auch die vierte Generation steht bereits in den Startlöchern. Doch er bleibt engagiert und steht mit kompetentem Rat allen Entscheidern zur Seite. Dass bei seinen regelmäßigen Besuchen in den Niederlassungen auch noch Zeit für ein Gespräch mit Fahrern, Ladern und anderen operativ tätigen Mitarbeitenden bleibt, gehört für Norbert Rethmann ganz selbstverständlich zur Unternehmenskultur. Wir trafen den Familienunternehmer zum Gespräch über das Geheimnis des Erfolgs.

„Familienunternehmer bleiben hingegen lebenslang im Unternehmen und reichen die Fackel im Idealfall an die nachfolgenden Generationen weiter.“

RE:VIEWS: Herr Rethmann, das Handelsblatt und andere Medien haben Anfang 2023 eine Analyse veröffentlicht, aus der klar hervorgeht, dass deutsche Familienunternehmen stabiler und nachhaltiger erfolgreich sind als die bekannten DAX-Konzerne, inklusive Erhalt und Aufbau von Arbeitsplätzen während der Pandemie. Wie erklären Sie sich das?

Norbert Rethmann: Ich würde sagen, dass das vor allem auf die Langfristigkeit der Planungen zurückzuführen ist, die in Familienunternehmen traditionell generationenübergreifend sind. Vorstände in börsennotierten Unternehmen denken vielleicht bis zur nächsten Bilanzpressekonferenz und handeln eher mittelfristig. Ihr Engagement und damit ihre Verbindung zum Unternehmen endet ja auch irgendwann. Familienunternehmer bleiben hingegen lebenslang im Unternehmen und reichen die Fackel im Idealfall an die nachfolgenden Generationen weiter.

RE:VIEWS: Nun kommt aber doch niemand als erfolgreicher Firmenlenker auf die Welt. Was denken Sie, gibt es so etwas wie ein Unternehmer-Gen?

Norbert Rethmann: Schön wär’s, aber mit Genetik hat Erfolg nichts zu tun. Die Schlüssel sind vor allem Fleiß, Bescheidenheit und ein Gespür für sich auftuende Chancen sowie der Mut, auch immer wieder ins Risiko zu gehen. Und natürlich Beständigkeit. Heute würde man vielleicht eher von Nachhaltigkeit sprechen. Diese Nachhaltigkeit muss alle Unternehmsteile durchdringen und zum Credo für alle Mitarbeitenden werden. Gemeinsam engagieren wir uns langfristig für Unternehmensziele, von deren Bedeutung wir überzeugt sind und von deren Erreichung wir alle profitieren. Dafür braucht man viel Leidenschaft und gute Leute. Allein geht gar nichts.

RE:VIEWS: Sie haben aus dem kleinen Fuhrunternehmen Ihres Vaters, das bei Ihrem Eintritt aus wenigen Fahrzeugen und etwas über 20 Mitarbeitenden bestand, innerhalb weniger Jahrzehnte eine Unternehmensgruppe erschaffen, die heute auf fast allen Kontinenten tätig ist. Von der Rohstoffrückgewinnung durch Recycling, Energieerzeugung, Wasserwirtschaft, kommunalen und industriellen Dienstleistungen über die Verwertung biogener Stoffe zu Energie, Tierfutter und sogar Medizinprodukten und die weltumspannende Logistik bis hin zum öffentlichen Personennahverkehr bieten die Unternehmen der Gruppe eine Vielzahl an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen an. Wie geht so was?

Norbert Rethmann: Vor allem durch den Verzicht auf Gewinnentnahmen, etwas, das es in Konzernen so niemals dauerhaft geben würde. Wir haben von Anfang an die erwirtschafteten Gewinne reinvestiert und so das Unternehmenswachstum ermöglicht. Meine Söhne, die heute die Unternehmen der Gruppe lenken, setzen diese Tradition konsequent fort. Das Ergebnis sind bis heute in den drei Spartengesellschaften über 90.000 Arbeitsplätze in echten Zukunftsbranchen.

RE:VIEWS: Stichwort Zukunftsbranche: Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Herausforderungen und was kann REMONDIS zur Lösung beitragen?

Norbert Rethmann: Ganz klar der Klimawandel und die Ressourcenknappheit. Wir werden schon bald zehn Milliarden Menschen sein, die alle ein gutes Leben in relativem Wohlstand haben wollen. Angesichts der begrenzten Ressourcen und des enormen Energiebedarfs geht das nur mithilfe der Kreislaufwirtschaft. Alle Produkte müssen so gestaltet werden, dass alle darin enthaltenen Rohstoffe wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden können. Und die dafür benötigte Energie muss so weit wie technisch machbar aus regenerativen und nachhaltigen Quellen stammen.

Als eines der führenden Unternehmen der Kreislaufwirtschaft müssen wir innovative technische Lösungen nicht nur realisieren. Als Unternehmung sind wir im Gegensatz zu vielen politischen Organisationen verpflichtet, konkret die Herausforderungen einer zirkulären Wirtschaft auch anzunehmen. Gerade im Bereich SARIA liegen große Möglichkeiten, aus getrennt erfassten Materialien Einsatzstoffe für die pharmazeutische Industrie zu schaffen. Das erfordert erhebliche Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Controlling. Über diese Dinge reden wir nicht nur, sondern setzen sie tagtäglich durch hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um.

„Als Unternehmung sind wir im Gegensatz zu vielen politischen Organisationen verpflichtet, konkret die Herausforderungen einer zirkulären Wirtschaft auch anzunehmen.“

RE:VIEWS: Haben Sie noch weitere konkrete Beispiele?

Norbert Rethmann: Jede Menge, aber so lang ist Ihr Magazin nicht. Doch ich nenne Ihnen gerne noch zwei konkrete Projekte. Zum einen haben wir vor einigen Jahren mit der Entwicklung des neuartigen TetraPhos-Verfahrens zum Phosphorrecycling aus kommunalen Abwässern einen neuen Industriestandard geschaffen. Die Stadt Hamburg setzt das bereits um, andere Kommunen werden folgen, zumal der Gesetzgeber das Phosphorrecycling ab 2029 zwingend vorschreibt. Das zweite, sehr aktuelle Beispiel ist das neue Recyclingprodukt TSR40. Die Stahlindustrie gilt als einer der größten Emittenten von CO2 und hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, so schnell wie möglich klimaneutral zu produzieren. Die Idee ist, das mit grünem Wasserstoff als Energieträger zu erreichen. Stand heute gibt es dafür nicht ansatzweise genug grünen Wasserstoff, der auch bezahlbar ist. Die Lösung – auch für die nachgelagerte Industrie, die eine hohen Einsatz an Recyclingrohstoffen für notwendig erachtet – ist der vermehrte Einsatz von qualitativ hochwertigen Stahlschrotten bei der Produktion. Damit das gelingen kann, braucht es Produkte wie TSR40, die sich durch ein hohes Maß an Qualität auszeichnen. Auf der Rohstoffinsel im Duisburger Hafen haben wir eine hochmoderne Aufbereitungsanlage gebaut, die der Stahlindustrie recycelte Metalle in bisher nie dagewesener Reinheit und Qualität bereitstellen kann. Das ist nachhaltige Rohstoffversorgung mit maximalem Klimaschutz. Und genau dafür steht unser Familienunternehmen mittlerweile in der vierten Generation.

RE:VIEWS: Herr Rethmann, vielen Dank für das Gespräch.

Bildnachweise: Bild 1, 2: Adobe Stock: connectivisten; Bild 3, 4: © REMONDIS

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