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23. April 2024

Wie die GMVA Fachkräfte von morgen aus den eigenen Reihen gewinnt

Die Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage GMVA GmbH Niederrhein trotzt dem Fachkräftemangel mit einem engagierten Nachwuchsförderungsprogramm

Joel Zganiatz war schon immer ehrgeizig. Er möchte beruflich weit kommen. Dass der gelernte Elektroniker für Betriebstechnik aber schon mit 26 Jahren Werkstattleiter bei der Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage GMVA Niederrhein sein würde, ahnte er nicht, als er 2016 seinen Ausbildungsvertrag in Oberhausen unterschrieb. Nachdem er 2019 wegen guter Leistungen seine Ausbildung verkürzt abschließen konnte, hatte der junge Niederrheiner bereits drei Jahre später seinen Meisterbrief in der Tasche. Damit Joel Zganiatz sich ordentlich auf die Abschlussprüfung zum Industriemeister an der Meisterschule in Düsseldorf vorbereiten konnte, stellte ihn die GMVA ein halbes Jahr lang frei und beteiligte sich sogar an den Kosten für den Meisterlehrgang. Das erleichterte alles. Schon jetzt stand für den jungen Meister außer Frage, dass eine der größten Abfallverbrennungsanlagen Deutschlands, die zu 49 Prozent zu REMONDIS gehört, langfristig seine berufliche Heimat bleiben würde.

Der nächste Karriereschritt folgte zwei Jahre später, als sein bisheriger Chef mit Blick auf den nahenden Ruhestand ihn als Nachfolger vorschlug und schließlich den Staffelstab übergab. Joel Zganiatz nahm gerne das Angebot der Geschäftsführung an, zum 1. März dieses Jahres die Werkstattleitung zu übernehmen.

Neben dieser neuen beruflichen Herausforderung nimmt Zganiatz gleichzeitig an einem internen Nachwuchsförderungsprogramm teil, das unter Federführung von Geschäftsführerin Michaela Schröder Ende 2023 gestartet hat. Zganiatz ist einer von sieben Kollegen, die sich für das Pilotprojekt beworben haben und angenommen wurden. Lukas Brauner, Manuel Bauditz, Kim Philipp Hölzer, Timo Kraus, Joel Zganiatz, Justin-Pascal Koßmann sind alle zwischen 24 und 38 Jahre alt und kommen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen, die vom technischen Geschäftsführer Frank Nachtsheim verantwortet werden, der das Nachwuchskonzept als gute Möglichkeit sieht, Nachwuchskräfte fachübergreifend in den Austausch zu bringen und ihnen ein breites Weiterentwicklungspotenzial zu eröffnen. Mit dem Programm will die GMVA in Zeiten des Fachkräftemangels frühzeitig eigene gute Mitarbeitende gezielt fördern und im Unternehmen halten. Sie sollen im Zuge des anstehenden Generationenwechsels die Möglichkeit bekommen, bei freiwerdenden Leitungspositionen eine spannende berufliche Alternative zu erhalten. Von diesem Programm profitieren alle: „Wir möchten unseren jungen Mitarbeitenden einen Anreiz geben, beruflich weiterzukommen. Das motiviert nicht nur, sondern bindet die jungen Leute an das Unternehmen, mit dem sie sich identifizieren“, sagt Michaela Schröder. Eine Möglichkeit, die GMVA als attraktiven Arbeitgeber für junge Fachkräfte zu positionieren. Gleichzeitig verspricht sich die Geschäftsführung von dem Programm, neue Impulse für das Unternehmen zu gewinnen, „indem wir uns nach außen öffnen und einen Blick über den Tellerrand werfen“. Konkret bedeutet das, dass die Projektbeteiligten neben internen Workshops und der Umsetzung konkreter Aufgaben sich mit anderen Unternehmen und Organisationen vernetzen und so neue Ideen und Impulse in das Unternehmen einbringen.

Mitarbeitergewinnung und -entwicklung

Gerade im technischen Bereich einer Abfallverbrennungsanlage sei die langfristige Bindung von Mitarbeitern von entscheidender Bedeutung für den Fortbestand des Unternehmens, sagt Geschäftsführerin Michaela Schröder. Nur selten gelinge es, fertig ausgebildete Kraftwerker oder Kraftwerksmeister als Arbeitnehmer zu gewinnen. Daher seien die Anlagen gefordert, ihre Produktionsmitarbeiter selbst aus- und weiterzubilden. Obwohl aufgrund des hohen Automatisierungsgrads Störungen und Ausfälle heute zur Ausnahme geworden seien, bleibe der Anlagenbetrieb jedoch ein komplexer Prozess, den man nur mit guter Ausbildung und entsprechender Berufserfahrung versteht und zu handhaben weiß. Dies erfordere eine lange Ausbildungszeit und Verbleib im Unternehmen.

Nachwuchsförderung für alle offen

Das auf die Dauer von drei Jahren ausgerichtete Nachwuchsförderungsprogramm ist offen für alle Mitarbeitenden. Dabei legt die Chefin Wert darauf, dass es keine Altersgrenze gibt und auch langgediente Beschäftigte für die Weiterbildung gewonnen werden sollen. Die sieben Teilnehmer treffen sich jeden Freitag zum Projekttag und werden dabei von zwei erfahrenen Coaches angeleitet. Mit ihnen legen sie auch den jeweiligen Projektauftrag fest. Inhaltlich geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, internes und externes Image des Unternehmens sowie Fragen, wie Arbeitsprozesse und die Anlage optimiert werden können und neue Geschäftsfelder aufgebaut werden. Gleichzeitig lernen die Beteiligten Grundlagen aus dem Projektmanagement, trainieren, worauf es ankommt und wie ein Projekt gezielt gesteuert und umgesetzt wird.

„Eigene Ideen einbringen ist ausdrücklich erwünscht“, sagt Geschäftsführerin Michaela Schröder, die für die Strategie verantwortlich ist. Der studierten Betriebswirtin und aktiven Netzwerkerin ist es wichtig, dass auch die Projektbeteiligten viele Impulse fürs Unternehmen von außen holen. Zum Beispiel im Startplatz Business Club, dem größten Startup-Netzwerk in Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Köln und Düsseldorf. Hier ist die GMVA neues Mitglied.

„Hier werden wir uns und unsere unternehmerischen Ziele demnächst vorstellen. Und im regelmäßigen Kontakt mit Start-ups kann ich mir gut vorstellen, neue Ideen für unser Unternehmen zu entwickeln. Indem wir auch in andere Bereiche schauen, erweitern wir unseren Horizont“, sagt auch André Pazuk, einer von zwei Coaches des Nachwuchsförderungsprogrammes. Der 55-jährige langjährige GMVA-Mitarbeiter und Bereichsleiter Instandhaltung hat auch das erste Maßnahmenprojekt maßgeblich mitentwickelt. Das Team entwickelt im nächsten Schritt ein professionelles Kamerasystem für den Feuerraum, in dem der Abfall verbrannt wird. „Mithilfe der Kameras werden wir künftig jede kleine Veränderung sofort registrieren“, so Pazuk.

 

André Pazuk, Leiter der Instandhaltung (links), und Carsten Prost, stellvertr. Leiter der Instandhaltung, begleiten als Coaches das Nachwuchsförderungsprogramm

Drei Gesellschafter – ein Ziel

Bis 2001 war die GMVA vollständig in öffentlicher Hand. Seitdem wird die Anlage in Form einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft betrieben. Beteiligt sind die Stadt Oberhausen über den Gesellschafter STOAG, die Stadt Duisburg über den Gesellschafter Wirtschaftsbetriebe Duisburg – AöR sowie das Kreislaufwirtschaftsunternehmen REMONDIS. Mit seinem Know-how in der Abfallwirtschaft trägt REMONDIS wesentlich zum wirtschaftlichen, sicheren und effizienten Anlagenbetrieb bei.

Strom aus regenerativen Energiequellen

Deutschland verfügt über höchste Recyclingstandards. Trotzdem fallen enorme Mengen an Abfällen an, die stofflich nicht verwertbar sind – also nicht wieder aufbereitet werden können. Für diese Art der Abfälle stellt das Verbrennen eine sinnvolle und umweltschonende Lösung dar, die auch einen Beitrag zur Energiewende liefert, da hier Strom aus überwiegend regenerativen Energiequellen produziert wird. Durch die thermische Verwertung von Abfällen liefert die GMVA mit der daraus gewonnenen Energie den Strom für rund 100.000 Haushalte in Oberhausen. Ebenso liefert die GMVA durch den Kraft-Wärme-Kopplungsprozess einen bedeutenden Anteil der Fernwärme für das Fernwärmenetz der Stadt Oberhausen.

Beteiligte des Nachwuchsförderungsprogrammes

André Pazuk, Bereichsleiter Instandhaltung und Coach:
„Ich bin schon seit Jahrzehnten bei der GVMA und bin vom familiären Miteinander im Unternehmen begeistert. Ich freue mich, als Coach dabei zu sein, um Kolleginnen und Kollegen beim beruflichen Weiterkommen zu unterstützen.“

Michaela Schröder, Geschäftsführerin und Verantwortliche für die Strategie:
„Das Nachwuchsförderungsprogramm ist eine gute Möglichkeit, Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen zu fördern Unsere Fach- und Führungskräfte von morgen werden wesentlich vernetzter sein und digitaler arbeiten als heute. Den Impuls und die kreativen Ideen dazu tragen sie selbst ins Unternehmen und entwickeln es im Team mit ihren Kollegen weiter. Das steigert die Akzeptanz, fördert die Zusammenarbeit und hilft uns letztlich auch neue Mitarbeiter für unser Unternehmen zu gewinnen.“

Joel Zganiatz, Werkstattleiter und Teilnehmer des Programms:
„Ich plane meine berufliche Zukunft nur bei der GMVA. Hier ist das Betriebsklima super und ich werde immer gefördert.“

Im Lenkungsteam koordinieren Michaela Schröder und Frank Nachtsheim gemeinsam mit den beiden Coaches das Nachwuchsförderungsprogramm

Bildnachweise: © GMVA

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