Das Chemieunternehmen Evonik kommt dem Ziel, den Stoffkreislauf in der Polyurethan-Industrie zu schließen, einen Schritt näher: Dafür hat sich der Konzern mit der REMONDIS-Gruppe zusammengetan. Durch die Kooperation ist die Versorgung mit gebrauchten Matratzenschäumen gesichert. Damit kann Evonik das selbst entwickelte chemische Recyclingverfahren im nächstgrößeren Maßstab durchführen. Das Hydrolyseverfahren ermöglicht es, die Hauptbestandteile des Polyurethan-Schaums zurückzugewinnen und zu hochwertigen Bausteinen für neue Matratzen aufzuarbeiten. Dieses wird derzeit in einer Pilot-Anlage in Hanau erprobt. In einem nächsten Schritt soll das Recycling in einer größeren Demonstrations-Anlage getestet werden.
Schätzungen zufolge werden in Europa jährlich mehr als 250 Kilotonnen PU-Schaum aus alten Matratzen verbrannt oder deponiert. Durch ihre Kooperation wollen Evonik und REMONDIS dazu beitragen, dies zu reduzieren. Ihr Ziel ist es, dass weniger fossile Rohstoffe in der PU-Wertschöpfungskette eingesetzt werden, indem wertvolle Materialien wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. „Die Zirkularität im Bereich Polyurethan-Weichschäume ist sowohl für die Umwelt als auch für die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäfts von großer Bedeutung und gibt uns die Chance im Sinne der Umwelt, der Industrie und der Verbraucher zu agieren“, sagt Thomas Wessel im Vorstand von Evonik zuständig für Nachhaltigkeit.
Die REMONDIS-Gruppe bringt ihre Kompetenz ein, PU-Weichschaumstoffe aus Abfall zu sortieren und dem Kreislauf in konstanter Qualität zuzuführen, damit diese mit dem Hydrolyseverfahren von Evonik in chemische Rezyklate umgewandelt werden können. „Durch die Zusammenarbeit mit REMONDIS können wir aus linearen Wertschöpfungsketten funktionierende Kreisläufe bilden. Echte Zirkularität funktioniert nur in Netzwerken, sodass wir unsere Kollaborationen aktiv weiter ausbauen,“ sagt Dr. Patrick Glöckner, Leiter des Global Circular Economy Programms von Evonik.
v.l.: Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik sowie im Vorstand zuständig für Nachhaltigkeit, Jürgen Ephan, Geschäftsführer der REMONDIS Recycling GmbH & Co. KG, sowie Dr. Patrick Glöckner, Leiter des Global Circular Economy Programms von Evonik
In der seit 2021 bestehenden Kooperation mit dem Weichschaumproduzenten The Vita Group konnte bereits erfolgreich demonstriert werden, dass das Hydrolyseverfahren von Evonik im Vergleich zu bisherigen Recyclingtechnologien Rohstoffe mit deutlich höherer Qualität und damit verbesserter Einsetzbarkeit rückgewinnt. Durch den verstärkten Einsatz von Recyclingmaterialien wird die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringert und der ökologische Fußabdruck der PU-Industrie verkleinert. Nach bisherigen Erkenntnissen senkt der Prozess von Evonik den CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Matratzenproduktion mit fossilen Rohstoffen signifikant. Die Demonstrations-Anlage soll beweisen, dass dies auch im größeren Maßstab gilt.
Thomas Wessel und Jürgen Ephan freuen sich auf die Zusammenarbeit
„Das Schließen von Stoffkreisläufen ist für uns nicht nur wirtschaftlicher Unternehmenszweck, sondern auch Ausdruck gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Rohstoffe weltweit zu erhalten und immer wieder aufzubereiten, stellt eine elementare Voraussetzung für nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz dar“, sagt Jürgen Ephan, Geschäftsführer der REMONDIS Recycling GmbH & Co. KG. „REMONDIS bewegt enorme Mengen an Materialien zurück in den Produktionskreislauf. Jährlich werden von uns über 30 Millionen Tonnen Wertstoffe gesammelt, aufbereitet und der Industrie als Rohstoff zur Verfügung gestellt. Tendenz steigend. Was uns antreibt, ist das Ziel, beständig neue Verfahren zu entwickeln, mit denen sich weitere Stoffkreisläufe schließen oder bestehende Stoffkreisläufe weiter optimieren lassen. Wir freuen uns daher sehr, gemeinsam mit Evonik die Herausforderung anzugehen, eine effiziente Lösung für die Rohstoffrückgewinnung von Schaumstoffmatratzen mitzugestalten.”
Der Schwerpunkt des Projekts liegt zunächst auf der Region Nordrhein-Westfalen. Das Ziel ist es jedoch, eine skalierbare Technologie und ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das international ausgeweitet werden kann.
Bildnachweise: © Frank Preuss, Evonik Industries