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16. September 2022

Klimafreundlich und krisenfest

Was die Kreislaufwirtschaft zur Energiesicherheit leistet

Abkehr von russischem Gas, beschleunigte Energiewende und ambitionierte Ziele in punkto Klimaneutralität. Im Energiebereich steht Deutschland vor enormen Herausforderungen. Unterstüt­zung kommt von der Kreislaufwirtschaft. Ob Energieeinsparung oder Energieproduktion – die Branche erbringt wesentliche Beiträge zu einer ebenso nachhaltigen wie zuverlässigen Versorgung. Ein Überblick über den Stand der Dinge und mögliche Potenziale für die Zukunft.

Energieeinsparung durch Recycling

Kerngeschäft der Kreislaufwirtschaft ist die Circular Economy. Und damit ein Feld, das gleichermaßen auf Ressourcenschonung und eine zukunftssichere Energieversorgung einzahlt, denn recycelte Rohstoffe sind deutlich energieeffizienter zu gewinnen oder zu verarbeiten als Primärrohstoffe. Die hierdurch erreichten Einsparungen verringern die Abhängigkeit von Importen und sorgen zugleich dafür, dass vorhandene Energie für andere Zwecke zur Verfügung steht. Alle Stoffströme zusammengenommen, belaufen sich die in Deutschland durch Recycling erzielten Energieeinsparungen auf schätzungsweise 100 Terawattstunden. Rein rechnerisch entspricht dies dem Stromverbrauch von 32 Millionen der insgesamt 41 Millionen Privathaushalte. Mit anderen Worten: Kreislaufführung spart ein Energiekontingent ein, das ausreicht, um nahezu 80 Prozent aller deutschen Haushalte zu versorgen.

Strom und Wärme aus Biogas

Bioabfälle und deren Vergärung zu Biogas sind ein klassisches Segment der Kreislaufwirtschaft. Bei der Energiebereitstellung, insbesondere über erneuerbare Energieträger, spielt Biomasse eine tragende Rolle. Etwa 50 Terawattstunden Strom und 172 Terawattstunden Wärme stammten 2021 aus dieser nachhaltigen Energiequelle. Leistungswerte, die sich noch deutlich steigern lassen. Der von der Europäischen Kommission vorgestellte REPowerEU-Plan sieht vor, die Produktion von Biogas bis 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen. Rund ein Fünftel der heutigen EU-Gasimporte aus Russland wären damit über den Biogas-Sektor abgedeckt.

Mehr als die Hälfte aller europäischen Biogasanlagen steht in Deutschland. Experten gehen davon aus, dass sich die inländische Energieerzeugung aus Biogas kurzfristig um 20 Prozent steigern lässt. Mittel- bis langfristig ist eine Verdopplung der jetzigen Leistung möglich. Voraussetzung sind allerdings entsprechende Rahmenbedingungen, beispielsweise im Hinblick auf bürokratische Hürden.

Waste to Energy – Energie aus Abfall

Für nicht stofflich verwertbare Materialien ist die energetische Nutzung eine aussichtsreiche Option. Allein die 84 in der Interessengemeinschaft ITAD organisierten thermischen Abfallbehandlungsanlagen, die überwiegend Haushalts- und Gewerbeabfälle verarbeiten, wurden 2021 nahezu 25 Terawattstunden Wärme und 8 Terawattstunden Strom erzeugt. Die durch den Anlagentyp geprägte Art der Energieerzeugung reicht von Prozessdampfauskopplung bis zur Strom- und Wärmebereitstellung. Tendenziell geht die Entwicklung hin zu einem Ausbau der Fernwärme, was die wachsende Bedeutung der Anlagen im Hinblick auf ihre Versorgungsfunktion unterstreicht.

Über Verwertung in Abfallbehandlungsanlagen hinaus, bereitet die Kreislaufwirtschaft nicht recycelbare Materialien zu festen, flüssigen oder gasförmigen Ersatzbrennstoffen auf. In Kraft- und Zementwerken ersetzen sie fossile Primärenergieträger, mit steigender Tendenz. So liegt der Anteil alternativer Brennstoffe in der energieintensiven Zementherstellung mittlerweile bereits bei 69 Prozent.

Eine Anlage von vielen: In Singen nutzt REMONDIS regionale Bioabfälle zur Erzeugung von Biogas, das in zwei großen Blockheizkraftwerken verstromt wird. Die nachhaltige Stromproduktion versorgt rund ein Drittel der Haushalte der Stadt.  mehr

In den Kraftwerken des REMONDIS Lippewerk entstehen jährlich 336.900 Megawattstunden Energie. Hinzu kommen die energetischen Leistungen der Abfallbehandlungsanlagen mit REMONDIS-Beteiligung sowie die Energieausbeute der Sonderabfallverbrennungsanlage in Brunsbüttel.

Wasser als Energielieferant

Der Ursprung autark und nachhaltig gewonnener Energie kann auch im Wasser liegen. Zum Beispiel durch energetische Nutzung von Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen oder intelligente industrielle Abwasserreinigung. So nutzt REMONDIS ein eigenentwickeltes Verfahren, um aus Industrieabwässern mit hohem organischen Anteil Biogas zu gewinnen. Über die Beteiligung an der ENERVIE-Gruppe ist REMONDIS zudem in die Stromerzeugung mit Wasserkraft einbezogen: Als regionaler Versorger Südwestfalens setzt ENERVIE nicht nur auf Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse, sondern ebenso auf drei Laufwasserkraftwerke, die im langjährigen Jahresmittel rund 13 Millionen Kilowattstunden Strom bereitstellen.

Einsatz für mehr Netzstabilität

ENERVIE betreibt zusätzlich ein Pumpspeicherwerk, das über den Ausgleich von Angebot und Nachfrage zur Stabilisierung des Stromnetzes beiträgt. Mit einem Höhenunterschied von 300 Metern zwischen Ober- und Unterbecken kann das Speicherwerk hierzu kurzfristig bis zu 735.000 Kilowattstunden einspeisen. Der Beitrag zu höherer Netzstabilität ist ein Vorzug, den auch Biogasanlagen sowie

thermische Abfallbehandlungsanlagen bieten können. Nach entsprechender Präqualifikation und eingebunden in die Regelleistung, stellen sie bei Frequenzschwankungen ausgleichende Energie bereit – entweder im Rahmen der Minutenreserve oder sogar im Zuge der Sekundärregelleistung, also direkt in der zweiten Reihe nach den Großkraftwerken.

 

 

 

 

 

Dezentral und unabhängig

Ob Biogas, Waste to Energy oder Energie aus Wasser: Allen gemeinsam ist, dass die nachhaltige Energieerzeugung auf Materialien aufsetzt, die im Land vorhanden sind. Hinzu kommt, dass die Energiegewinnung direkt vor Ort stattfindet, was dem auf Dezentralität zielenden Organisationsprinzip der Energiewende entspricht. Als zusätzliches Plus schlägt zu Buche, dass ein Teil der Anlagen für den Betrieb keine externen Energiequellen benötigt und somit auch in extremen Ausnahmesituationen einsatzbereit ist. Thermische Verwertungsanlagen beispielsweise können nach Komplettausfällen des Stromnetzes aus eigener Kraft hochfahren und somit den Versorgungswiederaufbau wirksam mit voranbringen.

Allein durch ihre weltweiten Aktivitäten im Metallrecycling spart die REMONDIS-Gruppe pro Jahr mehr als 6 Millionen Gigawattstunden Energie ein.

Mehrwert durch spezialisierte Dienstleistungen

Zur ganzheitlichen Ausrichtung von REMONDIS gehört, dass die Unternehmensgruppe Energieerzeuger darin unterstützt, ihre Potenziale voll auszuschöpfen. BUCHEN KraftwerkService erbringt dazu technische Dienstleistungen für Kraftwerke, thermische Abfallverwertungsanlagen sowie industrielle Verbrennungs- und Dampferzeugungsanlagen. XERVON Instandhaltung optimiert mit Maintenance-Lösungen die Verfügbarkeit von Anlagen der Energiewirtschaft. Und XERVON Wind leistet hochspezialisierte Inspektions-, Wartungs- und Reparaturservices für Windkraftanlagen an Land und auf See. Nicht zu vergessen die Dienstleistungen für Großabnehmer, mit denen BUCHEN und XERVON dafür sorgen, dass Branchen wie die Chemie, Petrochemie oder Kunststoffverarbeitung weniger Energie benötigen. Für eine zukunftssichere Energieversorgung braucht es eben viele Aktivitäten, die sich in ihrer Gesamtheit zu einem leistungsstarken Ganzen fügen.

Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: SG- design; Bild 2: © REMONDIS; Animation & Bild 3: © ENERVIE

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