Gefahrstoffe im Spiel
Mit der Inbetriebnahme eines hochmodernen Klimawindkanal-Testzentrums im Ford-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich wurden zwei bestehende Windkanäle überflüssig. Das Ausbringen der Gefahrstoffe aus den Altanlagen übernahm BUCHEN. Ein Projekt mit besonderem Schwierigkeitsgrad, denn die Anlagen enthielten ein Natriumdichromathaltiges Kältemittel sowie ein Thermoöl. Beide Stoffe erforderten besondere Expertise einschließlich individueller Vorgehensweise.
Hochmodernes Testzentrum
In Köln betreibt Ford ein hochmodernes Testzentrum mit drei Klimawindkanälen Es ist das fortschrittlichste seiner Art in Europa und vereint unter einem Dach Wetterlagen der ganzen Welt. Ob Sahara oder Sibirien – auf der Größe eines Fußballfelds kann jedes Klima der Erde simuliert werden, bis hin zu Windgeschwindigkeiten von 250 Stundenkilometern und Höhenlagen von 5.200 Metern, das entspricht dem Basis-Camp der Nordseite des Mount Everest, oder Temperaturen von – 40 bis +55 Grad Celsius.
Auf der Größe eines Fußballfelds kann jedes Klima der Erde simuliert werden.
Die hochmoderne Wetterfabrik ersetzt zwei separate Testanlagen, in denen Fahrzeuge der Traditionsmarke über Jahre hinweg schonungslose Prüfungen absolviert haben. Mit der Ausmusterung der bisherigen Windkanäle stand deren Rückbau an – eine Aufgabe, die kaum weniger herausfordernd war als die extremen Bedingungen auf den Teststrecken. Denn vor der Demontage mussten die Anlagen von Gefahrstoffen befreit und chemisch gereinigt werden.
Schwer zu entsorgende Chemikalie
Als leicht entzündliches Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, Isoalkanen und Aromaten musste das Thermoöl für einen ungefährlichen Rückbau und die damit verbundene Zerlegung der Anlage komplett entfernt werden. Anschließend sollte es in entsprechenden Anlagen aufbereitet oder thermisch genutzt werden. Beim Kältemittel verlangte besonders das enthaltene Natriumdichromat eine spezielle Vorgehensweise. Der umweltgefährliche Stoff war zwar nur mit einem Anteil von einem Prozent enthalten, wirkt aber sowohl giftig als auch brandfördernd. Die Chemikalie wird heute nicht mehr eingesetzt und ist nur schwer zu entsorgen. Da sich das Natriumdichromat unter technischen Aspekten nicht vollständig aus der Ammoniaklösung entfernen ließ, kam eine Wiederverwendung des Kältemittels oder seiner Bestandteile nicht in Frage.
Individuelles Konzept
Aufsetzend auf diese komplexe Ausgangslage entwickelte BUCHEN für den Rückbau der Windkanäle ein individuelles Konzept, das umfassendes Expertenwissen und Erfahrungen aus ähnlichen Projekten kombiniert. Im ersten Schritt wurde dieses Konzept detailliert mit dem Kunden abgestimmt, wobei insbesondere auch die Sicherheitsbeauftragten und Ingenieure von Ford einbezogen waren.
Allein in Bezug auf das Kältemittel legte BUCHEN vier alternative Lösungswege für die chemische Reinigung und anschließende Gefahrstoffentsorgung vor. Letztlich folgte Ford dem Vorschlag, das Ammoniak aus der Ammoniaklösung abzutrennen und mit einer mobilen Behandlungsanlage direkt vor Ort zu Stickstoff und Wasserdampf zu verbrennen. Die verbliebene nur noch leicht ammoniakhaltige, wässrige Lösung konnte umgefüllt und der Entsorgung zugeführt werden.
Saugwagen im Einsatz
Die Thermoölsysteme wurden erst komplett entleert und anschließend chemisch gereinigt. Dazu setzte BUCHEN einen öllöslichen Emulgator ein, der sich bei laufender Anlage im gesamten System verteilte. Danach wurden die ölführenden Leitungen und Behälter mittels Saugwagen an Tiefpunkten geleert und im Anschluss mit Wasser geflutet. Hierdurch bildete sich in Kombination mit den emulgatorversetzten Thermoöl-Resten eine Öl-in-Wasser-Emulsion. Sie wurde eine Zeit lang durch das System geführt und später per Saugwagen abgezogen. Das Reinigungsergebnis war so gut, dass auf eine ursprünglich angedachte Zusatzspülung mit Klarwasser verzichtet werden konnte. Die zu entsorgende Abwassermenge reduzierte sich damit zum Vorteil des Kunden um ein Systemvolumen.
Für Ford realisierte BUCHEN ein Konzept, das weit über Standardlösungen hinausgeht. Das Ergebnis: hohe Sicherheit, kurze Abwicklungszeiten, bestmögliche Wiedergewinnung und minimierte Entsorgungskosten.
Dank der umfassenden konzeptionellen Vorarbeit ließ sich die Gefahrstoffentfernung innerhalb weniger Tage durchführen. Mit den dadurch gewährleisteten Voraussetzungen für einen sicheren Rückbau verlief die eigentliche Demontage reibungslos. Die Fahrzeugtester des Automobilherstellers können sich somit nun ganz auf das neue Klimawindkanal-Testzentrum konzentrieren und Ford-Fahrer noch stärker darauf vertrauen, dass ihre Fahrzeuge mit jeder Klimazone dieser Welt zurechtkommen.
Bildnachweise: Bild 1–2: © Ford