Wer sein Altglas zum Container bringt, engagiert sich in Sachen Klima- und Ressourcenschutz. In der Praxis ist die gute Tat aber manchmal mit Unmut verbunden. Volle Glascontainer, danebenstehende Flaschenansammlungen und womöglich sogar Scherben bremsen das Engagement beim persönlichen Recycling-Einsatz. Wieviel schöner wäre es doch, wenn man für sein Altglas jederzeit einen aufnahmebereiten Behälter in ansprechendem Umfeld vorfinden würde. Ein Wunschtraum? Nicht unbedingt. Denn die schon lange zum Stadtbild gehörenden Glascontainer starten jetzt in eine neue Ära: Ausgestattet mit digitaler Technik werden sie zu smarten Schlaumeiern, die selbsttätig melden, ob sie geleert werden müssen oder nicht.
Eigenentwicklung für mehr Servicequalität
Wegbereiter der intelligenten Glascontainer ist REMONDIS. Gemeinsam mit der Schwestergesellschaft Rhenus und dem Fraunhofer Institut hat das Unternehmen ein digitales Tool entwickelt, das automatisierte Füllstandsmessungen erlaubt. Das am Behälter angebrachte Gerät verfügt dazu über einen Sensor, der per Laser den Füllstand erfasst und die erhobenen Daten mit Funktechnik übermittelt. Überfüllte Container gehören mit dem innovativen System der Vergangenheit an: Weil sich die Leerung punktgenau steuern lässt, steht für Altglaseinwürfe stets genug Aufnahmevolumen bereit, was im Nebeneffekt auch für einen gepflegten Container-Standplatz sorgt.
Deutliche Einsparungen bei Diesel und CO2
Über den Zuwachs an Servicequalität hinaus, zahlt die digitale Füllstandsmessung auch auf den Klima- und Ressourcenschutz ein. Der Mehrwert liegt dabei weniger im Bereich eingesparter Kilometer als vielmehr in der Vermeidung von unnötigen Leerungsvorgängen. Bei herkömmlichen Touren muss das Fahrzeug jeden Container anfahren, anheben und entleeren, selbst solche Behälter, die vielleicht nur eine einzige Flasche enthalten. Der Hebe- und Leerungsvorgang jedoch, erfordert einen hohen Dieseleinsatz mit allen damit verbundenen Nachteilen in puncto CO2. Arne Brosch, Geschäftsführer REMONDIS Olpe und einer der Entwickler des neuen Systems: „Beim Betrieb der fahrzeugseitigen Arbeitsgeräte wie Stützen und Kran läuft der Motor des Sammelfahrzeugs auf voller Leistung. Der Verbrauch ist in diesem Moment fast genauso hoch wie bei einer Autobahnfahrt mit Endgeschwindigkeit.“
Rollout im In- und Ausland ist angelaufen
In der Region Olpe setzt REMONDIS digitalisierte Glascontainer seit mehr als drei Jahren ein – zunächst in Testrevieren zur Erprobung, mittlerweile im normalen Tagesgeschäft. Während der Sammeltour zeigt eine passend zum Einsatz entwickelte Handy-App den Fahrern an, welche Container leer sind, sodass sie einfach dran vorbeifahren können. Ganz nebenbei dokumentiert der Sensor zuverlässig und fälschungssicher die erbrachte Dienstleistung. Die Erfahrungen mit der intelligenten Sammellösung sind durchweg positiv. Entsprechend intensiv arbeitet REMONDIS am weiteren Ausrollen der zukunftsweisenden Füllstandsmessung in der gesamten Unternehmensgruppe, und zwar sowohl in Deutschland als auch international.
Bis alle Sammelreviere umgestellt sind, vergeht Zeit. Dafür sorgen schon allein die Produktionszyklen der digitalen Technik, die wie alle Hightechprodukte auf funktionierende Lieferketten angewiesen ist. In nicht umgerüsteten Revieren wird daher noch der eine oder andere volle Glascontainer anzutreffen sein. Ohne digitale Unterstützung lässt sich eben nicht erkennen, ob ein Behälter schon stark befüllt ist. Arne Brosch: „Container-Füllstände sind in hohem Maße variabel. Wetter- und Straßenverhältnisse spielen ebenso eine Rolle wie Urlaubszeiten und Feiertage. Selbst größere Veranstaltungen oder Leerstände in der Wohnbebauung wirken sich aus. Reine Erfahrungswerte helfen in diesem Punkt nur oberflächlich weiter.“
Lösung aus dem IoT-Bereich
Unter technischen Aspekten handelt es sich bei der digitalen Füllstandsmessung um eine IoT-Anwendung, also eine Anwendung aus dem Bereich des Internet of Things (Internet der Dinge). Die am Einsatzort gemessenen Daten werden an eine Cloud übermittelt und lassen sich von dort auf unterschiedlichste Weise abrufen. So können Cloud-Informationen zum Beispiel per E-Mail oder SMS zum Empfänger gelangen. Genauso sind Datenverbindungen zu Onboardsystemen oder IT-Landschaften möglich. Bei REMONDIS kommt die IoT-Lösung nicht nur bei der Altglassammlung zum Einsatz, sondern ebenso bei Papier- oder Altkleidercontainern sowie vielen weiteren Anwendungen. Nutzbar ist die frei im Markt verfügbare Innovation auch außerhalb der Kreislaufwirtschaft. Eine Option, von der bereits mehrere Unternehmen aus vielen Branchen Gebrauch machen.
Drei Tipps für die Altglasabgabe
Zur den kalendarischen Hochsaisonzeiten der Altglassammlung zählen vor allem Weihnachten und Silvester. Für alle, die bei den anstehenden Festtagen noch keinen Hightech-Container nutzen können, hält Arne Brosch drei Tipps für eine entspannte Altglasabgabe bereit:
Vorausschauend Handeln. Haben sich im Haushalt bereits in der Adventszeit größere Kontingente an Altglas angesammelt, sollten diese idealerweise schon mit deutlichem Vorlauf zu den Weihnachtstagen abgegeben werden.
Glascontainer möglichst nicht direkt nach den Feiertagen aufsuchen. Die Behälter werden zwar zu Stoßzeiten häufiger geleert, durch das hohe Aufkommen dauert es aber, bis die Fahrzeuge alle Standorte angesteuert haben.
Glas bei vollem Container auf keinen Fall auf oder neben dem Behälter abstellen. Ungesicherte Flaschen und Scherben sind nicht nur ein hässlicher Anblick, sondern auch ein Risiko – vor allem für Kinder und Tiere.
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