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6. September 2022

Wo Wasser zum Kraftakt wird

Konsequente Kreislaufführung von Abwasser wird zum Hoffnungsträger gegen knappe Wasserressourcen in Indien.

Die Wasserversorgung ist eine der größten Herausforderungen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Indiens. Mit über 1,25 Milliarden Einwohnern ist Indien das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt nach China. Der Subkontinent beheimatet rund 18 Prozent der Weltbevölkerung, verfügt aber nur über 4 Prozent der globalen Wasserressourcen. Studien des Umweltprogramms UNEP der Vereinten Nationen zufolge könnte Indien schon im Jahr 2025 unter extremem Wasserstress leiden.

2022 erlebt Indien mit Temperaturen von bis zu 47 Grad den heißesten Sommer aller Zeiten.

Gründe für die Wasserknappheit in Indien:

Im Durchschnitt wird in Indien 37 Prozent mehr Grundwasser entnommen, als auf natürlichem Weg nachkommen kann.

Die vorhandenen Wasserressourcen aus Oberflächengewässern werden knapp.

Viele Flüsse und Seen weisen zunehmend steigende Schadstoffbelastungen auf.

Sinkende Wasserspiegel im Nordwesten und Südosten des Landes haben dazu geführt, dass die Grundwasserreserven in 20 Städten, darunter Delhi, Chennai und Bengaluru, bereits heute nahezu erschöpft sind.

Bei der Übertragung von Wasser gehen bis zu 40 Prozent der Ressource wegen des maroden Leitungsnetzes verloren.

Es gibt geringe Anreize zum sparsamen Wasserverbrauch aufgrund der stark subventionierten Preise für Bauern und Haushalte.

Die Nachfrage nach Trinkwasser steigt kontinuierlich an. Nicht nur wegen des Bevölkerungswachstums, sondern auch aufgrund des zunehmenden Was serbedarfs in der Industrie.

Häufigere Extremwetter: 2022 erlebt das Land mit Temperaturen von bis zu 47 Grad den heißesten Sommer aller Zeiten.

Wo bleibt Indiens Frischwasser?

Die jährlich genutzte Wassermenge in Indien liegt bei rund 634 Milliarden Kubikmetern. Ganze 89 Prozent des verfügbaren Frischwassers werden dabei vom Agrarsektor verbraucht. Die privaten Haushalte nutzen lediglich 6 Prozent des Wassers und auch im industriellen Sektor ist der Anteil mit 5 Prozent sehr gering. Rund 40 Prozent der Haushalte verfügen bislang grundsätzlich über einen Wasseranschluss, auf dem Land sind es nur 20 Prozent. Prognosen zufolge wird sich die Nachfrage von kommunalen Einrichtungen und privaten Haushalten jedoch bis 2030 verdoppeln. Die Wassernachfrage der Industrie soll den Einschätzungen zufolge sogar vervierfacht werden.

Abwasserbehandlung findet kaum statt

Beim Abwasser ist die Situation nicht besser: Allein in den städtischen Gebieten fallen täglich 62 Milliarden Liter Abwasser an, aber nur ein Drittel davon wird behandelt. In ganz Indien gibt es 615 operative Kläranlagen mit einer Kapazität von 24 Milliarden Litern. Die Werke verfügen meist nur über eine mechanische Reinigungsstufe. Unter der Einleitung in Gewässer und Böden leidet auch die Trinkwasserqualität. Lediglich in Mumbai entspricht sie den gesetzlichen Anforderungen, andere Großstädte wie Delhi, Kolkata und Chennai können bis zu zehn der elf Kriterien nicht erfüllen, so das Ergebnis einer Untersuchung des Bureau of Indian Standards.

„Modernes Abwassermanagement, einschließlich ZLD, ist ein entscheidender Bestandteil bei der Bewältigung der Wasserkrise, mit der viele Regionen der Welt derzeit konfrontiert sind.“

Dr. Keno Strömer, Geschäftsführer REMONDIS Aqua India

Pankaj Kumar, REMONDIS Aqua India, ist technischer Leiter der ZLD-Anlage bei Evonik

Recycling gewinnt an Bedeutung

Angesichts der sinkenden Trinkwasservorräte setzen die indischen Kommunen verstärkt auf Abwasserrecycling. In der Hauptstadt New Delhi werden in 36 Anlagen täglich 1,6 Millionen m3 Betriebswasser gewonnen.

Mumbai will bis 2025 Aufbereitungsanlagen mit einer Kapazität von 1,8 Millionen m3 pro Tag bauen. Und: Vor allem die abwasserfreie Produktion, bekannt als Zero Liquid Discharge, gewinnt an Bedeutung für die Industrie.

Zahlreiche Unternehmen haben sich daher auch aus Deutschland mit Technik- und Produktlösungen auf den Weg gemacht, um die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung in Indien zu verbessern. Dr. Keno Strömer, Geschäftsführer REMONDIS Aqua India, beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren – auch unter wissenschaftlichen Aspekten – mit Indiens verschwindendem Wasserhaushalt. Er ist überzeugt: „Modernes Abwassermanagement, einschließlich ZLD, ist ein entscheidender Bestandteil bei der Bewältigung der Wasserkrise, mit der viele Regionen der Welt derzeit konfrontiert sind.“

Eine Partnerschaft für weniger Wasserverlust

So eröffnete auch EVONIK in enger Zusammenarbeit mit REMONDIS Aqua kürzlich seine erste Anlage in Dombivli, Indien, die Zero Liquid Discharge (ZLD) gewährleistet. Die ZLD-Anlage reinigt und recycelt das Abwasser am Ende eines industriellen Prozesses, so dass am Ende nur noch wenig bis gar kein Abwasser übrig bleibt. Dies bedeutet nicht nur eine effizientere Wassernutzung, sondern auch eine erhebliche Verringerung der Abfallflüssigkeit.

Evonik entwickelt im Rahmen seines globalen Wassermanagements standortspezifische Aktionspläne. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Standorten in Regionen, die von Wasserknappheit betroffen sein könnten.

Zero Liquid Discharge (ZLD)
ZLD ist ein Verfahren zur Abwasserreinigung insbesondere für große Industriebetriebe. Durch den Einsatz von ZLD wird Wasser konsequent im Kreis geführt und damit immer wieder nutzbar gemacht. Das Ergebnis ist eine vollständig abwasserfreie Produktion. Durch ZLD werden somit die Wasserreserven und die Umwelt geschont.

Was leistet REMONDIS Aqua in Indien?

Als Experte für Abwasserbehandlung und Wasserversorgung hat auch REMONDIS Aqua die Notwendigkeit für ZLD in Indien rechtzeitig erkannt. Umfangreiche Dienstleistungen, die auf diesem System basieren, sind in den letzten drei Jahren bereits erfolgreich im Markt platziert worden. Dabei ist die Verfahrenstechnik von ZLD sehr komplex im Design und Betrieb der Anlagen. Als einer der wenigen Marktteilnehmer kann REMONDIS Aqua auf ein fundiertes Know-how zurückgreifen, auf das bereits viele indische und auch internationale Unternehmen in Indien vertraut haben und von dem sie profitieren. Neben dem Erhalt und der Ansiedlung von Industrieunternehmen in Indien hat das System auch einen positiven ökologischen Effekt, es dient der Stabilisierung des gesamten indischen Wasserhaushalts.

Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: Sahil Ghosh; Bild 2: REMONDIS

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