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4. Dezember 2017

Ein Schuss für mehr Gleichberechtigung

REMONDIS-Mitarbeiter Mithat Gedik sorgte als Schützenkönig in Sönnern für eine Diskussion mit politischem Ausmaß

Thema immer noch aktuell

Mithat Gedik lächelt etwas verlegen, als er nach seiner „berühmten Geschichte“ gefragt wird. „Es ist schon lange her, aber trotzdem immer noch ein aktuelles Thema“, sagt er und willigt ein, noch einmal zu erzählen, welchen Stein für ein Stück mehr Gleichberechtigung verschiedener Religionsanhänger der REMONDIS-Mitarbeiter aus Mannheim vor drei Jahren ins Rollen brachte.

Engagierter Mitarbeiter und Bürger

Mithat Gedik ist 36 Jahre alt. Er ist Deutscher und hier nicht nur aufgewachsen, sondern auch geboren. Sein Abitur hat er unter anderem in katholischer Religion absolviert. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Mithat ist seit drei Jahren bei REMONDIS als Betriebsleiter tätig. In Mannheim hatte die Regionalverwaltung Südwest zu dieser Zeit eine Kunststoffaufbereitungsanlage in Betrieb genommen und suchte dringend nach einem Experten, der das Know-how und die Führungskompetenz mitbrachte, diesen Bereich zu übernehmen. In der Branche hat sich Mithat einen Namen gemacht. Er kennt sich aus mit Kunststoffen, kann mit Menschen bestens umgehen und hat Feingefühl. Aber auch das richtige Maß an Ehrgeiz und Geschäftssinn fehlen ihm nicht. Er leitet heute nicht mehr nur den Bereich des Kunststoffs, sondern ist der operative Betriebsleiter für den gesamten Standort in Mannheim. Neben dem Betrieb der Kunststoffaufbereitungs­anlage liegen heute auch der Umschlagplatz mit jährlich 6.000 Tonnen Kunststoff, 25.000 Tonnen Altpapier und 3.000 Tonnen Gewerbeabfällen sowie die Zentralwerkstatt der Region Südwest in seiner Verantwortung. Seine Heimat liegt 330 Kilometer weit entfernt von Mannheim in der Gemeinde Sönnern im Landkreis Werl. Hier wohnen insgesamt 870 Menschen, die Mithat sicher alle schon lange kennen. Denn er engagiert sich sehr für seine Sprösslinge, bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Schützenverein – ein Musterbeispiel, wenn es um Heimatgefühl geht.

Fall sorgte für landesweites Aufsehen

Seine Geschichte sorgte allerdings über die Grenzen von Werl hinaus für Schlagzeilen, denn, was für den Kern dieser Geschichte wichtig ist, Mithat ist auch Moslem. Spiegel Online, Süddeutsche und FAZ – sie alle berichteten, als er im Sommer 2014 den Vogel abschoss und damit neuer Schützenkönig wurde. Der Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften (BHDS), der Dachverband, wurde schnell hellhörig. In der fast 90 Jahre alten Satzung der Schützenbruderschaften stand, dass die Mitgliedschaft Christen vorbehalten sei. Sie verlangten, dass Mithat auf sein Amt als Schützenkönig wegen seines Glaubens verzichte. „Ich fand das alles dubios. Ich bin ein deutscher Bürger mit türkischen Wurzeln, hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. Der Migrationshintergrund war hier noch nie ein Problem“, erzählt Mithat Gedik. Seine Schützenbrüder stellten sich hinter ihn, kündigten an, ihren Verein zu verlassen, sollte Mithat nicht König werden dürfen. Durch die Medien und die Politik ging seine Geschichte schnell. Sogar die Antidiskriminierungsstelle des Bundes schaltete sich ein. Denn hier ging es um eine Grundsatzdiskussion mit politischem Ausmaß: Um das Miteinander der Religionen und um die Gleichberechtigung verschiedener Religionsanhänger.

Antrag auf Satzungsänderung erfolgreich

Vorläufig traf der Verband eine Ausnahmeregelung für Mithat Gedik. Er durfte weiter in seinem Amt bleiben. Erst in diesem Jahr, drei Jahre später, tagte der BHDS über den Antrag, die Satzung im Sinne von Nichtchristen grundsätzlich zu ändern. Gedik war nicht vor Ort, obwohl ihm diese Diskussion zu verdanken war. Trotzdem war er sehr glücklich, als ihn die Nachricht erreichte, der Antrag sei angenommen worden. „Letztlich haben wir damit nur eines von vielen Problemen gelöst. Danach wird die Diskussion weitergehen, obwohl wir im 21. Jahrhundert leben – da gehören Andersgläubige dazu“, fasst er seinen Erfolg bescheiden zusammen.

Bildnachweise: Fotolia: gudrun

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