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7. November 2022

Kurs auf die Zukunft

Interview II mit Maik Schlapmann und Tobias Wilming, Geschäftsführer von XERVON Wind

Auf dem Weg zur Klimaneutralität stellt sich Deutschland im Energiebereich völlig neu auf. Ein anspruchsvolles Vorhaben, das jetzt mit der Abkehr von russischem Öl und Gas nochmals an Gewicht gewinnt. Maik Schlapmann und Tobias Wilming, Geschäftsführer von XERVON Wind, sprechen in ihrem zweiten Interview über die wachsende Bedeutung der Windkraft, aktuelle Marktveränderungen und den Beitrag von XERVON Wind zu mehr Klimaschutz und höherer Versorgungssicherheit. Zum ersten Interview gelangen Sie hier.

Herr Schlapmann und Herr Wilming, die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es stärker denn je darauf ankommt, die Energiewende voranzutreiben. Was bedeutet das für die Windkraft?

Tobias Wilming: Der Ausbau der Windkraft ist die entscheidende Säule der Energiewende. Wenn wir uns zukunftssicher positionieren wollen, geht dies nur über einen forcierten Ausbau der installierten Leistung. Und dieser Ausbau muss zeitnah erfolgen. Gerade angesichts der veränderten Konstellationen im Energiesektor brauchen wir mehr Tempo und die richtigen Weichenstellungen, um Windenergie weiter in die Breite zu bringen.

Wie alle Branchen ist auch die Windkraft auf entsprechende Rahmenbedingungen angewiesen.

Maik Schlapmann: Allerdings. Im ersten Halbjahr hat die Politik ein Paket an Sofortmaßnahmen zusammengestellt, das die Nutzung erneuerbarer Energien zu einem Punkt von überragendem öffentlichen Interesse erklärt. Bis 2030 sollen Windkraftanlagen an Land rund 115 Gigawatt elektrische Leistung bereitstellen und Offshore-Windparks mindestens 30 Gigawatt. Verglichen mit 2021 entspricht dies in etwa einer Verdopplung der installierten Leistung an Land und einer Vervierfachung der in Nord- und Ostsee erzeugten Strommenge. Die aktuellen Ziele spiegeln die anvisierte Beschleunigung. Am Ende kommt es aber auf das Ergebnis an. Und dieses ist vor allem dann zuverlässig erreichbar, wenn bei der Umsetzung nicht zu viele regulatorische und organisatorische Hürden bestehen.

In der Praxis ist der schnelle, umfassende Ausbau für die Windkraftbranche eine enorme Herausforderung. Wie kann XERVON Wind die Anlagenbetreiber und damit auch die Zielerreichung unterstützen?

Tobias Wilming: Onshore wie offshore unterliegen Windkraftanlagen Inspektionsfristen, müssen regelmäßig gewartet und bei Bedarf repariert werden. Als herstellerunabhängiger Servicepartner können wir hier dafür sorgen, dass sich die wachsenden Kapazitäten zuverlässig und mit optimalen Leistungswerten ausschöpfen lassen.

Maik Schlapmann: Allein durch die steigende Anzahl an Anlagen wird der Bedarf an unseren Dienstleistungen rund um Anlagenverfügbarkeit, ideale Betriebszustände und maximalen Stromertrag signifikant anwachsen. Hinzu kommt, dass sich XERVON Wind als Gesamtpartner der Anlagenbetreiber versteht und somit über Serviceleistungen hinaus bei der Errichtung neuer Windkraftanlagen zur Verfügung steht – an Land wie auf See.

Maik Schlapmann und Tobias Wilming, Geschäftsführer von XERVON Wind

Die Geschäftsführer von XERVON Wind: Maik Schlapmann (l.) und Tobias Wilming

Einerseits weisen moderne Windkraftanlagen durch technologischen Fortschritt immer höhere Leistungswerte auf. Andererseits sind in Deutschland schon zahlreiche Anlagen aus früheren Jahren vorhanden.

Maik Schlapmann: Bestandsanlagen sind ein Potenzial, das sich nutzen lässt, selbst bei älteren Baujahren, und hier hat am Markt bereits erkennbar ein Umdenken eingesetzt. Schon jetzt bleiben viele Windkraftanlagen länger am Netz und lassen sich vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Strompreise auch jenseits der Nutzungsdauer von 20 Jahren wirtschaftlich weiterführen.

Auf welche Weise können diese Anlagen bestmöglich eingebunden werden?

Tobias Wilming: Ältere Windkraftanlagen bringt XERVON Wind mit speziellen Leistungspaketen wieder auf Stand. Wir ermitteln mögliche Schwachstellen und tauschen Komponenten aus, die mittlerweile am Ende ihrer vorgesehenen Laufzeit angekommen sind. Selbst bei einem Wechsel von Großkomponenten wie Getriebe oder Generatoren, lassen sich Anlagen mit relativ kurzer Unterbrechung und überschaubarem Aufwand am Netz halten. Stark nachgefragt sind auch unsere Retrofits, also mechanische oder elektrische Upgradings, mit denen wir vorhandene Windkraftanlagen an neue, höhere Leistungsklassen heranführen.

Das rasche Wachstum der Windenergie erfordert auch ein schnelles Wachstum von XERVON Wind. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

Maik Schlapmann: Insbesondere beim Ausbau unseres Teams und bei einem effizienten Onboarding neuer Mitarbeiter. Neben organischem Wachstum werden wir zudem auf ergänzende Akquisitionen setzen. Wie bereits beim Zukauf von GWS Tech stehen dabei weiterhin Abrundungen des Leistungsspektrums, Zugewinne bei den personellen wie technischen Kapazitäten und der Ausbau unserer Präsenz in der Fläche im Vordergrund.

Tobias Wilming: Weiter intensiviert wird zudem die Zusammenarbeit innerhalb unserer starken Unternehmensgruppe. Über das eigene Leistungsspektrum hinaus können wir hierdurch unmittelbar auf ergänzendes Know-how zugreifen – sei es im Gerüstbau, in der Instandhaltung oder in der Oberflächentechnik. Anlagenbetreiber profitieren hierdurch von reibungslosen Schnittstellen und Synergieeffekten, die wir weitergeben. Nicht zu vergessen unsere Kooperationen mit Schwesterunternehmen, insbesondere mit Rhenus Offshore Logistics.

Wenn wir den Blick nach vorn richten: Strom aus regenerativen Quellen gewinnt zusätzlich im Hinblick auf die Gewinnung von Grünem Wasserstoff an Bedeutung. Wie ist XERVON Wind hier aufgestellt?

Tobias Wilming: Die Kombination Windenergie und Wasserstoff steht noch relativ am Anfang, bietet aber aus heutiger Sicht aussichtsreiche Perspektiven, und zwar zu beiderseitigem Vorteil. Mit Windenergie hergestellter Wasserstoff ist grün, also nachhaltig produziert, und kann die Energiewende auf weiteren Feldern unterstützen. Zum Beispiel in Bezug auf E-Fuels, die ja nicht nur im Mobilitätsbereich in Frage kommen, sondern ebenso als Alternative für den Antrieb von derzeit dieselbetriebenen Großmaschinen. Umgekehrt eröffnet Wasserstoff die Option, mit Wind gewonnene Energie zu transportieren und zu speichern.

Maik Schlapmann: Erste Projekte in diese Richtung laufen, darunter auch Vorhaben mit der Intention, die Erzeugung von Grünem Wasserstoff direkt in Windparks anzusiedeln. Wie es in diesem Bereich konkret weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Als XERVON Wind sind wir hier ergebnisoffen aufgestellt und sammeln parallel in der Unternehmensgruppe erste Praxiserfahrungen, beispielsweise in Bezug auf das Piping von Grünem Wasserstoff. Unser Motto ist eben „Im Auftrag der Zukunft“. Ein Anspruch, der auf die Windenergie ganz besonders zutrifft.

Ein treffender Schlusssatz. Vielen Dank, Herr Schlapmann und Herr Wilming, für das Gespräch.

Bildnachweise: © XERVON Wind

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