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12. Juli 2023

Mehr Kreislaufwirtschaft beim Gips

CASEA erschließt neue Recyclingpotenziale

Wer nachschaut, was Gips ist, und nicht Chemie oder Geologie studiert hat, wird vermutlich überrascht feststellen, dass es keineswegs einfach nur Gips ist. Vielmehr ist wasserhaltiges Calciumsulfat, so sein wissenschaftlicher Name, ein echter Allrounder mit vielen Varianten in der chemischen Zusammensetzung und Bindungsfähigkeit, die zu unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten in der Chemie-, Keramik- oder Lebensmittelindustrie, Medizin und Bauwirtschaft führen. Das macht das Recycling – beim Gips angesichts von Rohstoffmangel von wachsender Bedeutung – zu einer echten Herausforderung. Während das Recycling von Trockenbauwänden inzwischen Standard ist, ist das bei in anderen Bereichen eingesetzten Gips noch nicht der Fall. Hier treibt CASEA, eine REMONDIS-Tochter, die Entwicklung voran.

CASEA hat dazu 2020 im niedersächsischen Dorste eine Recyclinganlage für Gips in Betrieb genommen, die über signifikante, variabel nutzbare Kapazitäten verfügt. Calciumsulfat wird in der keramischen Industrie und Dentalmedizin für Formen und Abgüsse benötigt. Gipsformen und Gipsabgüsse werden zum Beispiel bei der Herstellung von Sanitärkeramik, Tondachziegeln, Vasen, Porzellan oder auch bei Dentalabgüssen eingesetzt. CASEA nimmt verworfene und benutzte Formen zurück und bereitet sie in der eigenen Anlage mechanisch auf.

Das ist nicht unkompliziert. Denn alte Formen und Gipsformenbruch, die angeliefert werden, können eingefärbt sein oder auch Metallarmierungen sowie Kunststoffteile in unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit enthalten. Deshalb muss bereits bei der Anlieferung sorgfältig vorselektiert werden.

Und die Herausforderungen an die Experten von CASEA steigen aktuell weiter, hat man doch seit Anfang 2023 die Genehmigung, auch Altmaterial anderer Hersteller zu verarbeiten. Was einerseits die Auslastung und möglichen Mengen erhöht, macht es zugleich noch wichtiger, beim Vorselektieren auch die Zusammensetzung des Materials anderer Hersteller zielgenau zu identifizieren.

Um diese Ausweitung des Recycling-Fokus zu unterstützen, arbeitet CASEA mit der Fachhochschule Nordhausen sowie den Universitäten Weimar und Clausthal-Zellerfeld zusammen. Ziel ist, das Recycling von Gipsprodukten voranzubringen und zugleich weitere Nutzungsmöglichkeiten für den Recyclingrohstoff zu identifizieren.

„Durch die regelmäßige Entnahme von Proben, die im Labor untersucht werden, stellen wir sicher, dass das Material erneut im Produktionsprozess eingesetzt werden kann.“

Andreas Hübner, technischer Geschäftsführer von CASEA

Die Anlage

Doch zurück zur Technik: Nach der Vorselektion kommt das Material in einen so genannten „Prallbrecher“. Der verfügt über ein Oberdeck mit Lochblech und ein Unterdeck mit Drahtgewebe: diese Konfiguration eignet sich besonders für Recyclinganwendungen mit hohem Feinanteil. Über die Schwingrinne gelangt das Material in den Brecher und fällt dann in die Abzugsrinne. Hier wird das vorhandene Metall über einen Permanentmagneten aus dem Materialstrom herausgezogen.

Mit dem Abzugsband wird das gebrochene Material zur mobilen Grobstücksiebanlage gefördert. Die Siebanlage verfügt über zwei Siebdecks, sodass eine Klassierung des Materials in drei Größen erfolgen kann, die unterschiedliche Verwendungen ermöglichen.

Außerdem ist im Anlagenablauf zusätzlich ein so genannter „Windsichter“ integriert, welcher durch einen Luftstrom mithilfe der Schwerkraft die leichten Kunststoffteile, die sich in den Gipsformen befinden, vom schwereren Gips abtrennt.

Am Ende steht eine Qualitätskontrolle, wie Andreas Hübner, technischer Geschäftsführer von CASEA, erklärt: „Durch die regelmäßige Entnahme von Proben, die im Labor untersucht werden, stellen wir sicher, dass das Material erneut im Produktionsprozess eingesetzt werden kann.“

Carsten Ketteler und Andreas Hübner, CASEA-Geschäftsführung

Gips wird knapp

Nun heißt es von Gips in älteren Darstellungen, es sei in großen Mengen vorhanden. Insofern stellt sich die Frage nach dem Sinn von aufwendigen Recyclingprozessen, zumal der Rücknahmeprozess mit logistischem und organisatorischem Aufwand verbunden ist.

Zum einen gilt auch für Gipsrecycling, was für viele andere Recyclingprozesse gilt. Die Energie- und Umweltbilanz ist in den meisten Fällen besser als der Einsatz von Material aus primären Quellen oder gar aus Importen. Insgesamt werden in Deutschland pro Jahr rund 10 Millionen Tonnen Gips benötigt, von denen 2021 rund 50 Prozent aus der Rauchgasentschwefelung der Kohlekraftwerke kamen, 40 Prozent aus dem inländischen Tagebau und 10 Prozent aus Importen.

Doch die verschiedenen Quellen für Gips stehen unter Druck, wie Carsten Ketteler, kaufmännischer Geschäftsführer der CASEA betont: „Gips aus der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken steht angesichts der Energiewende in Deutschland nicht mehr in den Mengen zur Verfügung wie früher; und ein weiterer Rückgang ist absehbar. Recycling wird sich deshalb zu einer weiteren Säule der Gipsversorgung entwickeln und unser Ziel ist, hier voranzugehen.“ Bei CASEA setzt man dabei auf das REMONDIS-Netzwerk, um die Mengen hochzufahren. Mit der Niederlassung Mittelrhein besteht bereits eine erfolgreiche Kooperation. Denn klar ist: In Dorste soll in Zukunft noch viel mehr Gips recycelt werden.

CASEA bündelt die Gipsaktivitäten der REMONDIS-Gruppe und kann auf eine 150-jährige Erfahrung im Gipsabbau und in der Produktion von gipsbasierten Produkten zurückblicken. Das Unternehmen betreibt vier Werke in Deutschland und ein Werk in Spanien, hat 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vertreibt pro Jahr rund 1 Millionen Tonnen Gips und erzielte damit 2022 einen Jahressumsatz von rund 80 Millionen Euro.

Durch die eigene Rohstoffversorgung ist CASEA in der Lage, sowohl in Deutschland als auch international ein qualitativ differenziertes Produktprogramm auf Basis von Calciumsulfaten anzubieten. Dazu zählen Naturgips und REA-Gips, aber auch Naturanhydrit, thermischer und synthetischer Anhydrit.

Erfahren Sie hier mehr über das Unternehmen.

Bildnachweise: Bild 1: © Kroesing Media Group // Dietrich Kühne; Bild 2-4: © CASEA

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